Charakterologie

Piyche und Charatter 13

itarren und harten Kerzen.“ Eine ganz bejtimmte Geöffnetheit ijt jedenfalls vorm typijchen großen Charakter nicht wegzudenfen. Es wäre aljo nötig, den Begriff der Marimenund der Grundjäße nad; vielen Richtungen hin genauer abzugrenzen.

Darum gibt es beim großen Charakter audy niemals eine Dorausjehbarfeit im einzelnen fonfreten Tun, wohl aber eine Dorausjehbarfeit eines ethijhen Rahmens, innerhalb dejjen fein Handeln gejhehen wird. — Wenn Kant (der geiftige Dater diejer Charakterauffajlung vom Begriff der Marime her) definiert: „der Mann, von dem man Jicher weiß, wejjen man jich nicht etwa von jeinem Injtintt, fondern von jeinem Willen her zu verjehen hat“, jo läßt er damit dod) die Offenheit durchaus bejtehen. Denn nur der Injtintt ijt im Sinne der äußeren Seitgelegtheit vorausjehbar. Der Menjd unterjcheidet jid) aber gerade dadurd) vom Tier (dem wir darum Eharafter niemals im menjclichen Sinne zujprechen fönnen), daß er jeine Sejtlegung auf das Außen von jich aus immer neu bejtimmt. Aus dem ethijchen Gedanfengange Kants läßt jicy darum feinerlei Sejtgelegtbeit auf Marimen ableiten, weil das „Ic“ bei Kant durchaus fein eigener Ge= jeßgeber ijt und bleibt, an Marimen nur jo lange fejthaltend, wie jie dem fategorijchen Imperativ genügen. Der aber ijt inhaltlid; völlig offen und hat nur formalen Charafter, fan aljo niemals eine Sejtlegung auf bejtimmte Marjchrouten bedeuten.

Nod) eine Begtiffsbejtimmung aus legter Zeit: Mc. Dougall!) jcheidet das englijche „character“ vom deutjhen „Charakter“. Im Englijhen bedeute „Cha= tafter” etwas Spezielleres als im Deutjchen, wo es nadı Dougall mit Perjön= lichkeit zufammenfällt (Klages und Häberlin). Das englijche „‚character‘‘ bedeute dagegen nur einen „Teil“ der Perjönlichkeit (jei als „Teil" vom „Ganzen“ zu unterfheiden). Wir lajjen die unjeres Erachtens nicht glüdliche Anwendung des Derhältniljes „Teil-Ganzes“ für den Charakter gegenüber der Perjönlichkeit unerörtert. Aber jtimmt es wirflich, daß im Deutjchen „Charafter” jo weit gefaßt würde? Dougall jagt: „als Inbegriff jener Merfmale, Eigenjchaften und Qualitäten eines individuellen Organismus (oder einer Gattung oder aber einer natür= lihen Gruppe), die ihm eigentümlicdy find und ihn von anderen Individuen, Arten oder anderen natürlichen Gruppen unterjcheiden.” Das wäre die Bedeutung, die Klages als weitejte anführt und die etwa das „Tharafterijtiiche" irgendeiner Sadhe meint. Sie liegt aber dem wiljenfchaftlihen Eharafterbegriff gewiß nicht zugrunde.

3.3um Wertproblem.

Es ift leider für die meijten Sorjcher „heißes Eifen“, und tatjächlich führt eine Prinzipienerörterung fofort in die Philofophie. Um jo mehr jollten aber einleitige Dorentfheidungen ausgejdlojjen werden.

Die groß zunädjt die Rolle der Wertung für den „objektiven“ Charakteraufbau anzujeßen ijt, zeigen alle von der Ethit ausgehenden Charatterlehren. Und nie=

1) In der Zeitjrift „Charakter“, hrsg. von Saudet, 1932, Heft 3.