Charakterologie

Eduard Spranger: „Lebensformen“ 53

und Handeln weden würde. Überwiegt der Eindrud, beiteht der charatterlihe Hunger nadı Erlebnijjfen, jo tommt, wenn obendrein geringe innere verbindende und formende Kraft da ilt, der „Impreffionijt" als Cha= taftertyp heraus. Kommt der äjthetijche Menjdy hingegen dem Eindrud duch jtarfes jubjeftives Erleben zuvor, fo entiteht die typiih erprej= jionijtiihe Haltung. Erjt die Dereinigung beider Momente zur Barmonie erzeugt den plajtijchen, in jich formvollen, äjthetijhen Charakter (von Spranger „tajfjiih” genannt). In ihm entjteht zugleich das Sich Bilden, das den „Dirtuojo des Lebens” jchafft.!)

Der Künitler hat gegenüber dem einfachen äjthetijchen Charafter ein Plus und ein Minus aufzuweijen: Mehr bat er durch die Sähigfeit des Ausprägens jeiner Eigenform in einen objektiven Stoff, (das „Wert“ entiteht, das allgemein ift). Weniger hat der Künjtler dadurch, dak er in eben diejem Schaffensörang jeine Sormenergie jeweils auf einen Punkt jammelt, eine Gejtalt, ein Werk, wodurd feine Sormgewinnung feine Energie mehr für feine eigenen Lebensformen frei hat.

IV. Der joziale Menjd.

Sein Leben ijt auf den liebenden und hajjenden Aften gegründet, nicht auf nüglihen jozialen Bindungen, fondern rein aus Sympathie- und Antipathieeinitellungen als organijierendem Prinzip.

Zur Wijjenjchaft bejteht Sremöheitsijpannung. Ebenjo zum öfonomijdhen Prinzip, und in wieder ganz anderer Weife auch zum äjthetilhen. An Macht fennt der Liebende nur die Siebesmacht jelbit. Macht als Zwang und Macht aus innerer Liebe erwacjjend jtehen jeit Ewigteit einander gegenüber in DPolitit, Weltanfhauung, allen Gemeinjcaftsgliederungen ujw. Dojtojewsfis Gejpräh im „Großinquifitor” und R. Pauljen in „Ehriftus und der Wanderer“ ?) jtellen die beiden Typen gegeneinander.

Der Übergang ins Religiöje liegt um fo näher, als Lieben jhon ein werterfajjender Aft ijt und Religion die Einordnung der Einzelwerte unter einen höchiten bedeutet. Liebe zu allem Lebendigen ijt die Zujpitung des jozialen Charafters.

Die Eindrüde zum Ausdrud der eigenen Perfönlichteit umformen heißt nicht „aus zweiter Hand leben“.

1) Shaftesbury. — Dgl. zu diefem Thema audySpranger, Wilh. v. Humboldt u.d,. Humanitätsideal. 2. Aufl. Berlin 1928. Serner die von ihm zu diefem Thema zitierten Werke: Chr. Weijer, Shaftesbury und das deutiche Geiftesleben. Berlin 1916. K. Borinsfi, Balthajar Gracian und die Hofliteratur in Deutjchland. Halle 1894. 2) Leipzig 1924.