Charakterologie

62 Die jyjtematiihen Typologien

an Stelle von + A und + B gejekt.) Würde Y auf das Lob des Heldiichen antworten: „Ja, aber das Heldiiche darf nicht als plumpe Direktheit auftreten, und Bejonnenheit und Zurüdhaltung ijt ebenfalls ein jehr bober Wert” (der dem Heldijchen nicht entgegeniteht, jondern es in feinem Wert noch jteigert!), jo wäre jegt ein Streit über die Werte gar nicht möglid). Tatjählih Tann man über Werte und Unwerte jelbjt überhaupt nicht itreiten. Disfufjion gibt es nur darüber, ob ein bejtimmter Menjc einen Wert repräjentiert oder in Wahrheit in den entjprechenden Unwert der Entartungsform (durd) Ifolierung des betreffenden Wertes) verfällt. Und zweitens läßt fich darüber jtreiten, welcher ergänzende pojitive Konträrwert einem Menjchen oder einer Gruppe (Dol£) jeweils am widhtigjten jein joll.

Nod) ein Beifpiel: Intellettualität ijt ein Unwert, wenn damit die lebensunverbundene Geijtbetätigung gemeint ift. Pojitiver Gegenwert dazu wäre etwa das prattijhe Handeln. Pojitiver Entjprehungswert zum lebensunverbundenen Geijt ijt die echte Geijtesbildung. Negativer Entjprehungsunwert zum praftifchen Handeln ift die geijtige Unbildung. — Wenn jemand aljo „praftijche Lebensarbeit" gegen „Intellettualität” jtellt, jo fann man ihm nicht ant= worten, daß doc, „geiltige Bildung“ ein hoher Wert und zweifellos „Unbildung” ein Unwert jei. Und ebenjo töricht ijt es, auf die Wertpreijung der „geiltigen Bildung” zu antworten, daß einem „praftiiche Lebensarbeit“ lieber jei als „lebens= ferne Intelleftualität”.

Dielmehr wird aus diejfem Schema wieder flar, daß die pojitiven Konträr= werte einander nicht nur nicht ausjchließen, jondern als Ergänzung be= nötigen, wenn der betreffende Wert nicht in den entiprechenden Unwert umjclagen foll. (Wobei zur Reinheit des Typs nicht eine beliebige „MiIhung” in Stage fommt, jfondern das Sejthalten an dem Ausgangswert — die „Liebe” des Heldijchen 3. B. wird immer das Direkte bleiben — mit Einbeziehung des fonträren Gegenwertes). Die pojitiven Konträrwerte ind jeweils die unerläßlihen Ergänzungen, damit der Wert nicht durd) Jolierung in einer Typenrichtung in den entjprechenden Unwert umjclägt. Dieje Einbeziehung bei Wahrung des Alzentes auf dem Ausgangswert erfordert praftifch eine große Spannungstraft, wejensmäßig jchließen jich Konträrwerte überhaupt nicht aus.

Der Kern des Richtigen bei den gejchilderten „böswilligen“ Umdeutungen der gemeinten Werte in die entjprechenden Unwerte liegt darin, daß die einjeitige Lobpreijung eines Wertes allerdings den Derdacdht nahelegt, daß es fich in Wahrheit nicht um den Wert, jondern um jeine Entartung zum Unwert handelt. Wer einjeitig den Geijt über alles lobt, bringt fich in Derdacht, daß er den Wert des Praftijchen nicht fennt, d. b.