Charakterologie

66 Die fyjtematijchen Typologien

auf einen untealen Pol angeben, auf einen Ausprägungspol, und vom betreffenden Gegenjtand nur jagen, daß er auf diejer Richtung liegt. Und auch das ijt noch zuviel gejagt, denn was gejehen wird, ijt feine objeftive Richtung in dem Sinne, wie wir im Räumlidhen jagen, ein Ort läge „in einer bejtimmten Richtung“. Sondern es ijt eine „Derjpeftive”, eine „Hinficht“. Damit taucht fofort die Stage auf, wie es mit der „objektiven“ oder „nur“ fubjettiven Erfenntnisgeltung diejer Begriffe beitellt ijt. — Alles das muß durchdacht werden, ehe wir in der Bejchreibung der Typenlehren weitergehen und auf die heute wichtigiten großen Typologien von Kretjc)mer und Jaenjc zu jprehen fommen. Dom Begriff des Typs ber farın allein eine £ritijhe Überjicht über die heutige Charafterologie gewonnen werden, denn in ihm jpiegelt jidy das Grundproblem des Charakters und jeiner Gegebenheitsweije: er ijt nicht zu „be=greifen” in direkter Zuwendung, jondern nur zu „ume eseeijens in der indirekten Erfajjung jeiner Aus= prägungstichtungen.

a) Typenerfenntnis und Eigenjhaftserfenntnis.

Das Bejondere des Typenbegtiffs und jeines Erfenntniswertes erjchliet lic) am beten durch eine Gegenüberftellung von Eypus und Eigenjdaft.

Der Unterjhied wird am Elarjten, wenn wir das Wort „Eigenjchaft” wörtlich nehmen, als dasjenige, was dem betreffenden Gegenjtande wirklich „zu eigen“ ift, das heißt: was ihm bei ihm jelbit, an ihm allein zufommt. — Den Gegenjat würden foldhe Prädifate bilden, die nur in der Bredyung mit unjerem Erleben erjcheinen. Und wir fragen nun, wie es jid) in diejer Binficht mit den Charaktereigenfchaften und den Charaktertypen verhält.

Wir erfennen jelbjtverjtändlich alle Dinge nur, indem wir jie erleben. Aber es macht einen großen Unterjchied aus, ob wir den Gegenjtand jo nehmen, wie er nur und ausjchlieglicy im Erleben jic) zeigt, oder ob wir nad dem Erleben des Gegenitandes dies Erleben (als „jubjettiven“ Anteil) wieder einflammern. In diefem Sall fommen uns echte Eigenihaften der Dinge in den Blid, im anderen Sall gewahren wir nur „Er= lebnisqualitäten“ der Dinge.!)

Wenn wir von einem Wald jagen, er wirfe traurig, ein anderer heiter, oder in Abfürzung: dies fei ein trauriger, jenes ein heiterer Wald, jo

1) Don der philofophifc-erfenntnistheoretijhen Stage: ob wir nicht immer und überall nur Dinge in ihrer Bredyung zu unferem Erleben jehen, joll bier aljo abgefehen werden. Mag fie mit Ja oder mit Nein beantwortet werden, auf jeden Sall bleibt noch außerdem der Unterjchied, auf den es hier anfommt.