Charakterologie

Notwendigkeit einer genaueren Unterfuchung des Typenbegriffes 67

jagen wir „Erlebnisqualitäten“ des Waldes aus. Es jind nody Qualitäten des Waldes, es jind nod; gegenftändliche Prädifate: der Wald ilt traurig oder heiter, nicht wir find traurig oder heiter — wentigitens foll dies aus= gejchlojfen fein und eine neutrale Stimmungslage des Bejhauers vorausgejegt werden. Aber dem Erleben fommt bei der Erfajjung diejer Qualitäten ein viel größerer Anteil zu, als wenn wir den Wald als „aus Buchen und Tannen bejtehend“ erfennen oder die und jene „objeftive” Eigenihaft an ihm wahrnehmen: daß er jo und jo groß ijt, die und jene geophyfifalifhen Deränderungen hervorruft ujw. Die Qualität „traurig“ oder „heiter“ läßt jich nicht durch neutrale Apparate feititellen, nicht mejjen oder zählen. Dieje Erlebnisqualitäten beruhen — das ijt die objektive Sundierung — auf echten Eigenjchaften, aber als diefe Prädifate (als Traurigjein und Heiterjein) jtellen fie gänzlidy andere Einheiten dar, als es jene Eigenjhaften tun, die ihnen zugrunde liegen. Deren Gliederung braucht durchaus nicht mit der Gliederung der Erlebnisqualitäten übereinzujtimmen, weil die jic) ja nicht nad} dem Objekt allein richten, fondern eben in der Brehung mit dem Erleben zu neuen Einheiten zujammenwadhjen. Mit den Erlebnisqualitäten greifen wir gleihjam zwijchhen Objekt und Subjekt mitten hinein, fie entziehen ji darum der Alternative, ob jie jubjeftiver oder objeftiver Art jeien. Sie find begründet, fundiert in Eigenjhaften des Objekts und des Subjefts. Sie jelbjt erjcheinen nur in der Beziehung von Objekt zu Subjeft.

Wie jteht es danady mit dem Erfenntniswert diejer Erlebnisqualitäten? Sie bereichern nicht nur unjere Erkenntnis der Welt, wie alle Erfenntnilje von Objeften und ihrem Derhältnis zu uns, jondern fie bilden überhaupt die Grundlage zu jeder weiteren Erkenntnis. Primär erfajjen wir immer dieje Erlebnisprädifate. Es find „Ausdrudsmerfmale” der Welt, wenn man jo will, aber wie jid) zeigen wird, in einem viel weiteren Sinne, als man gewöhnlid) jonjt von Ausdrud fpricht. Keineswegs nur die „Öe= fühlsmomente” (traurig, heiter, gutmütig, drohend, unheimlidy ujw.) cebören hierher, jondern audy Prädifate, die wir zunädjt als echt „objettive“, als „neutrale“ (d.h. nicht auf unfer Erleben bezogene) anzujehen gewohnt find, 3. B. Präditate wie „groß—ein“; „hart—weich”; „helldunfel“. Allerdings meinen dieje Prädifate dann nicht die gemejjene Größe und die gemeijene phyjifaliihe Helligkeit, jondern Größe als eine Qualität, als eine ganz bejtimmte Gejtalt, als einen Typ.

Denn alle Erlebnisqualitäten jind Typen. Und alle Typen jind Erlebnis

qualitäten, 5*