Charakterologie

Notwendigkeit einer genaueren Unterfuchung des Typenbegtiffes 69 1. Alle Erlebnisqualitäten find in fonträrem Gegenjat aufgebaut: hell—dunfel, hart— weich, traurig—heiter, [hön—häplic ujw. 2. Alle Erlebnisprädifate jind jteigerbar.

Die Steigerbarfeit ijt vielleicht das hervorjtechendjte und wichtigjte Merfmal. Die Begriffe werden in der Steigerung immer mehr fie jelbjt, wie wir jhon jagten. Sie bezielen nicht alternativ einen bejtimmten Gegenitand oder bezielen ihn nicht, jondern je nad) dem Grad der Ausgeprägtheit, der immer nod) jtärfer gedacht werden fann (der Typenpol liegt immer im Unendlichen), wird ein Gegenjtand von einem Erlebnisprädifat (einem Typenbeariff) mehr oder weniger wejentlidy getroffen. Am deutlichiten wird das bei Prädifaten, die zugleih echte Eigenjchaften bezeichnen. So läkt jich 3. B. Größe als Eigenjchaft überhaupt nicht jteigern, jondern für den Phujifer ijt ein Ding eben jo oder jo groß — ob das nun Icm oder (bei Entfernungen zwijhen Sternen) jo und jo viele Lichtjahre find: die Größe als Größe wird damit nicht typijcher. Hingegen wird das jofort anders, wenn wir den Typenbegtiff, die Erlebnisqualität „groß“ meinen. hier fönnen wir uns jtets etwas immer nod) Größeres denfen, etwas, das noch typijcher „groß“ it. Und genau jo läßt fich jede jogenannte Cha= raftereigenjhaft, weil jie in Wahrheit feine Eigenjchaft, jondern ein Typ einer bejtimmten (durch fonträren Gegenjat gefennzeichneten) Rihtungsdimenfion der Ausprägung ijt, ins Unendlidhe jteigern. 3. Typen lajjen jih danadj definieren als die Erjheinungsweije der Dinge in ihrem Erlebtwerden, und es ijt wohl mehr als eine naheliegende Dermutung, daß Öte polar fonträre Struftur diejer Begriffe in unjerem Erleben ihren Grund hat, daß das Leben und das Erleben an fich dieje Neigung hat, in jeweils fonträr einander gegenüberliegenden Richtungspolen zu wachen bzw. in der Spannung folder Pole erjt gejtalthaft und deutlich jichtbar zu werden. 4. Als nädjter wichtiger Sa ergibt fich aus diefem allen: Eigenjhaftsprädifate führen in die Dinge hinein, Erlebnisqualitäten führen über fie hinaus. Erlebnisqualitäten betreffen jtets den Gegenjtand in jeiner Ganzheit und orönen ihn als ganzen in ein übergreifendes Schema (eine Typo= logie) ein; 3. B. in das polare Schema: „groß—tlein“, „hell—duntel”. Um von den Erlebnisqualitäten auf die fie fundierenden Eigenjhaften zu fommen, müjjen wir nun völlig neue und andersartige Erfenntnis= alte volßiehen. Keineswegs dürfen wir vorausjeten, daß hinter jeder