Charakterologie

70 Die jyjtematiijhen Typologien

wahrgenommenen Erlebnisqualität eine ebenjo gegliederte (d.h. in ihrer Geitalt ebenjo deutlich abgehobene) echte Eigenjhaft jtünde. Die Eigenihaften des Waldes, die ihn in jeiner Brehung mit unjerem Erleben als „traurig“ erjcheinen lafjen, find uns mit diejer Erlebnisqualität „traurig“ noch in feiner Weije mitgegeben. Denn Eigenjhaften erfennen wir nur, wenn wir in den Gegenjtand näher eindringen. Mit der Erkenntnis einer Erlebnisqualität aber haben wir nur den ganzen Gegenitand in eine Dimenjior gejeßt, die ihn in einer jeiner Ausprägungstihtungen „trifft". Die Erfenntnis von Typenmerfmalen am Charakter bejaat alfo immer nur dies: der betreffende Charakter wird, was feine Ausprägungsrihtungen angeht, von den Perjpeftiven polarer Typen, unter denen er erjcheint, wejentlid) getroffen. Und Typenerfenntnis bejagt nicht, daß „in“ dem Charakter polar entgegengejegte „Kräfte“, „Grundfomponenten“, oder welhen Ausörud man dafür wählen mag, wirfjam wären, aus deren Zufammen- bzw. Gegeneinanderwirfen die betreffende Ausprägungsform des Charakters entjtünde. Damit legen wir in willfürlicher Weije etwas unter, was man nur im faufalen Schema annehmen dürfte. Hur aus der Kenntnis von echten Eigenjhhaften fann die Erfenntnis des objeftiven Aufbaus, der „inneren Struftur” erwadjen. Die Einreihung eines Gegenjtandes in nod jo viele Typendimenfionen läßt immer nur feine ganzheitliche Ausprägung in wechjelnden Perjpeftiven an polaren Typengegenjäßen deutlidy werden.

Wo wir von einem Menjchen jagen, er jei gütig, flug, geizig ujw., jagen wir feine Eigenjhhaften jeines Charakters aus, jondern jagen damit, dak fich fein (gejamtes) Wejen mehr oder weniger deutlich zu jenen Polen hin auspräge. Wir verwenden, wie jhon gejagt wurde, dabei oft quantitative Ausdrüde, was die falihe Auffajjung, es handle jih um Eigenjchaften (etwa um bejtimmte „Kraftqualitäten“), noch verjtärft. Wir jagen dann, jemand habe viel Güte in fich, aber ebenjoviel Klugheit ujw. Genauer aus= gedrüdt heikt das, daß fich jein Charakter recht deutlich zu dem Typenpol des (typifch) Gütigen hin entwidelt hat, daß er ic) ferner auch jehr deutlich zum Typenpol des Klugen hin ausgeprägt hat. Mit den Ausdrüden „viel, wenig“ — wir jagen auc) zuweilen, jemand „bejtehe aus lauter Güte“ ujw. fommt die Dorjtellung auf, dak mit diefen Merfmalen Einzelnes im Charakter ausgejagt würde, daß man „Bejtandteile, Komponenten“ ujw., aljo eben Einzelneres innerhalb eines Umfajjenden angäbe. Davon fann feine Rede fein. Diel Güte haben heit: jehr deutlich in der Typendimenfion „Güte—Ungüte“ zum erjten Pol hin ausgeprägt zu fein. Und dab viele Menjchen 3. B. fehr wenig typijch „gütig“ find, ohne dabei irgendwie