Charakterologie

72 Die jyjtematiihen Typologien

gemein, „allen-gemein“) als die zweite. Das ändert aber nichts daran, daß beide Perjpeftiven Typenpole des ganzen Menichen geben. Schon der Ausdrud, die einzelnen Perjpeftiven gäben uns einzelne „Seiten“ am Charafter, ijt ungejcidt. Sie geben den ganzen Charakter, wie er jih an einzelnen Seiten des Lebens zeigt, nicht aber grenzen jie an ihm jelbit eine „Seite“ oder gar einen „umjchriebenen Teil“ ab, jo wie im Räumlihen, wenn uns die „Seite“ eines Haujes gegeben ijt, damit zugleich ein Teil gegeben ift.

Es ijt wohl ohne weiteres flat, daß dieje Sejtitellungen von größter Bedeutung find für die Stage eines etwaigen Aufbaujyjtems des Chatafters aus Grundfomponenten ujw. Wir werden bei Bejprehung diejer Methodentichtung näher darauf eingehen.

Die Einteilung der jeeliihen Afte in Denten, Sühlen, Wollen als Beifjpiel der Umdeutung von Typ in Eigenjhaft. _

An einem jpeziellen Beifpiel jei die Bedeutung diejes Unterjchiedes von Typ und Eigenjcaft nod) etwas konkreter gezeigt. Wir jind gewohnt, Denten, Sühlen und Wollen als Afte verjciedener Qualität anzufeben, die „in“ uns fi) deutlich unterfheiden. Zwar lehnen wir heute den Standpunft der jogenannten Dermögenspjychologie ab, die in jolhen Grundfunftionen jelbftändige Dermögen jah, deren jedes für fich jo gedacht war wie der ganze Menjch. Alfo in jich jelbjtändig und in fich zentriert. „Der“ Derjtand, „der“ Wille, „das“ Gefühl gelten uns nicht mehr als jelbjtändige Dermögen. Ich denfe, ich will, ich fühle, nicht „der“ Wille will in mir — und jo entjprechend in ähnlichen Wendungen. Aber wir halten doc} noch jehr fejt daran, daß es dieje drei Aftarten „in uns gibt“, und zwar als weitgehend getrennte Teilfunttionen, die ji) zwar mannigfaltig miteinander verbinden und die im ganzheitlichen Gejchehen des Seelifchen niemals ijoliert vorfommen, die aber gleichwohl drei verjchiedene Afktarten jind, drei Komponenten in uns, drei Teilfunfttionen.

ad) dem eben Gejagten muß aber auch dies jehr fragwürdig jcheinen. Denn was hier als Teilfunftion erfcheint, ijt doch nur ein Typ. Und zwar der Typ eines Gejamtzujtandes unferes jeweils ganzen jeelijhen Seins. Dak jemand in einem Augenblid „ganz Denten”, „ganz Gefühl”, „ganz Wille“ fei, ijt der Ausdrud für die ideale Ausgeprägtheit, die aber jelbjtverjtändlich immer od) deutlicher jein fann: unendliche Steigerbarfeit der Typen. Unjer innerer Gejamtzujtand prägt lich bald mehr zum einen, bald mehr zum anderen diejer Ausprägungspole hin, wobei natürlidy die Unzulänglichteit gerade diefer Dreiteilung oft recht jchroff hervortritt. Immerhin ijt an der grundjäßlichen Richtigkeit diefer Dreiteilung nicht zu Zweifeln. Bejonders das Denfen mit feinem Ergebnis, dem flaren „Ge= danten”, dem „Begriff“, und der Wille mit jeinem Ergebnis, dem Willensvorjat, lind recht deutliche Typen, zu denen bin wir uns ausprägen. (Mit dem Gefühl