Charakterologie

Dorwort V

von denen ausgegangen wird. Kaum je ilt flare Über- oder Unterorönung möglich. Bald erjcheint ein Problem als jo umfaljend, daf ein anderes ihm gegenüber aufs allerdeutlihite eine Teilftage bildet. Und im Hand= umdrehen kann jic) dies „einzelnere“ Problem als das weitaus grundlegendere erweilen, jo daf jich die Überorönung direft umfehrt. — Dieje merfwürdige Sachlage gründet feineswegs in wiljenjchaftliher Unzulänglid}feit des Ordnens, jondern im Sein des Charafterlichen jelbit. In der Seinsart des Charakterlichen liegt der Grund für alle dieje Schwierigfeiten, und dieje Stage ijt nun die einzige wirtlicy umfaljende. Don ihr auszu= gehen, auf jie immer wieder zurüdzuleiten, aus der Grundproblematif der Seinsart des Charafterlichen alle bunte Derjchiedenheit der Sorjchungsrichtungen jid) entwideln zu lajjen, war die bejte Möglichkeit, an Stelle einer bloßen Aufzählung und Darjtellung der verjciedenen Richtungen den Derjuch zu wagen, die moderne Charafterologie von einem Gejichtspunft her zujammenzufajjen.

In diefem Derjuche, eine „Bilanz“ zu ziehen, indem überall die Pro= bleme herausgearbeitet wurden, liegt der eigene Anteil an diejem Buche.

Im Mittelpunft jteht die Problematif desjenigen Begriffs, der in aller Beihäftigung mit Charafterfragen an erjter Stelle jteht: des Typenbegriffs. Sür feine Klärung darf der Lejer eine gewijje theoretijche Mühe nicht fcheuen. Denn vom Derjtändnis diejer ganz bejonderen und in der traditionellen Logit überhaupt noh faum erfannten Begriffsart hängt nach meiner Überzeugung das Derjtändnis für alles ab, was die Charafterologie geleijtet hat, was von ihr zu erwarten ijt und was ihr wejensmäßig Grenzen jeßt. — Der Typenbeariff jpielt durchaus nicht nur inner= balb der jogenannten „Tuypologien“ eine hervorragende Rolle, jondern durchzieht alles, was wir vom Charakter ausjagen fönnen. Es wird ji) zeigen, daß jede jogenannte „Charaktereigenjchaft”, jedes „Charaftermerfmal“, jede jogenannte „Charatterfomponente” mit einem Typen= begriff umjchrieben werden muß. — Wiljenjchaftlihe Charakterologie jet darum eine Dertrautheit mit der bejonderen Logif der Typenbegriffe voraus.

Zu der bejonderen Schwierigkeit, im Charatterlichen jaubere Einteilungen vorzunehmen, gehört aud die unlöslichhe Derbundenheit von Prafttiihem und Theoretijhem. Es gibt feine rein „ontijdye” Charafterologie, der eine praftiihe „Anwendung“ gegenüberjtände. Das Sein des Charatterlihen ijt jelbjt zu wicdhtigjtem Teile „Sorderung” und „Wertjein". Man Tann nicht getrennt bejchreiben: erjtens, wie Charaftere „jind“, und zweitens, was jie an etbijhen oder praftiihen Lebenswerten dar-