Charakterologie

Notwendigteit einer genaueren Unterfuhung des Typenbegriffes 75

widerjpricht dem natürlich nicht. Die Erblehre zeigt 3. B., da& Kinder von dem einen Elternteil eine Ausprägungstichtung mitbefommen fönnen, die der vom anderen Elternteil vererbten entgegengejett ijt. So Tann ein Menjch Törperlic) in feinem Gejiht eine andere Bildungsrichtung zeigen als in feinen Gliedmaßen. Wo dies im Charafterlichen eintritt, zeigen die Menjchen eine faum je zu überwindende Disharmonie. Damit ijt aber nur bejtätigt, nicht widerlegt, daß ein und dasjelbe niemals typijch zu diefem und jenem gehören fan. „Mijchtyp“ ijt auf ein und denjelben Gegenjtand angewandt ein Selbjtwiderjpruch. Wenn ein Menjch in einer Hinjicht fowohl zum + =Pol wie zum —=Pol binneigt, dann ijt er weder typijch das eine noch das andere. Das heikt: die Typologie trifft ihn dann mit ihrer bejtimmten Perjpeftive überhaupt nicht.

Hinter diejem Ausdrud „Mifchtypus“ Tiegt aber noch etwas ganz anderes. Nämlich die joeben ausführlich fritifierte Umdeutung von Typ in Eigenihaft. Eigenjhhaften nämlid; lajjen fid) wohl mijchen und ergeben dann eine neue Mijcheigenjhaft, die wiederum für unjer Erleben einem neuen Typ angehört. So ijt 3.B. „weiß” zunädjt eine Erlebnisqualität, die aber auf bejtimmter eigenjchaftlicher Struftur des betreffenden weißen Dinges (etwa einer weißen Pulverfarbe) beruht. Der Sarb-Typ „weiß“ beruht auf einer echten Eigenjhaft des weißen Dinges. Das gleiche gilt von „\hwarz3”. Wir fönnen nun weiße und jchwarze Dinge (etwa die Sarbpulver) miteinander mijchen. Wir erhalten ein Mijch=Ding, das eine neue Erlebnisqualität zeigt, nämlidy grau. Don diefem Modell aus madt man nun im Charafterlihen folgenden rüdwärtigen Schluß: Wie im Dergleichsbeijpiel der Sarben der einheitlihen QTypenqualität ein ebenjo einheitlicher objeftiver Dorgang entjpricht (die bejtimmte Art der Lichtbredung), jo muß einer charakterlihen Typenqualität etwas ebenjo ein= beitli abgegrenztes „Inneres“ entjpredhen, ein innerer Dorgang, der zu eben diejer Charatterqualität führt (zu eben diejer typiihen Ausprä= gung). Wenn aljo eine Typologie zwei fonträr entgegengejeßte Pole aufitellt, jo unterlegt man im Innern dafür zwei fonträr entgegengejett wirfende Kräfte, Komponenten ujw. Und wenn wir nun in einem Chatafter feine deutliche Ausprägung zu einem der beiden Typen finden, Ihließen wir daraus, daß die beiden „inneren Dorgänge” in ihrer entgegengejekten Wirfungsweije einander die Waage gehalten haben bzw. da in dem betreffenden Charafter die beiden „tonträren Kräfte” fich „gemijcht" haben. Während die Menjchen mit ausgeprägtem Typ nad) einer Seite bin verhältnismäßig unvermijcht find, haben dieje wenig ausgeprägten Charaktere offenbar — jo ijt der Schluß — beide Pole „in fich”. Bei diejer Übertragung des anorganifchen Modells aufs Seelifche geht man oft jo weit, mit „Typ“ überhaupt jchon gleich eine innere Kraft zu meinen.