Das Nordlicht. Bd. 1-2

verdunkelte alles am Tage Geschöpfte. Die Sonne verfinsterte sich mir. In meinen Nächten dämmerte das Vertrauen zu einer letzten, zu einer mittleren Sonne. Nordlicht kann uns den Weg zu ihr weisen: es nähert uns dem Urlicht. Von dem stammen wir Menschen, die alle sichtbaren Sonnen beschlossen, erwogen, zu ihrer Tat gemacht haben, ab. Ich scheute mich, in meiner Plötzlichkeit, keinen Augenblick, meinen naiven Atheismus nunmehr einem himmlischen Glauben an Hierarchien und überirdische Geistigkeit anzuvertrauen. Der Sprung ins Religiöse war aber dennoch ein Entschluß! Ganz kindlich wollte ich alle Bekannten umarmen, ihre Seelen als Wege zum Norden aller Völker ansehen. Also wiederum in Menschen: als Erwühler des Urlichts gleichwertig! Oft hatte ich geheim, vor mir selbst verschlossen, gebetet, nun gestand ich mir Beten zu. Durch das Nordlicht bekam mir unser Geschlecht seine Freiheit. Jeder Mensch, sagte ich mir, benützt sie zur Wahl einer Vision: jeder einzelne kann auch bestimmen, wo und wann er geboren werden will. Wir sind nicht bloß Untertanen einer sichtbaren Sonne!

Folgendes aber bleibt die Aufgabe des Menschen: die Zukunft der Erde durchs Nordlicht zu erfüllen! Wir verkünden: die Erde wird wieder leuchtend werden, aber die Völker sind verantwortlich, daß dieser Stern, der ein dunkler ist, einst der allerhellste sei. Nicht ein Durchgangsplanet, sondern das Feld unsrer heiligsten Aufgabe ist von nun an unser strahlender Zukunftsstern. An den Polen versuchts die Erde schon, wieder hold aufzuleuchten. In strengen Seelen glüht der Beruf, im Menschen das Urlicht zu ergründen. Denn der Mensch birgt die Erleuchtung: in uns wird Zeugnis fürs erste Licht abgelegt werden; im Kosmos geschiehts durch den Nordschein. Noch bevor auf dem Planeten unsre Aufgabe erfüllt ist, steht es geistig fest, daß alle Sterne von der Erde bewegt

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