Das Nordlicht. Bd. 1-2

durchzusetzen! Amenophis der Vierte versuchts. Er schreckt nicht zurück, sogar Theben, die Apisstadt, in Feuer und Rauch aufgehen zu lassen. Sein Vorhaben gelingt ihm jedoch nicht: der Anhang verrät ihn. Wohl aber vollbringt er die Tat im Geist! Verzweifelt läßt sich der König bei lebendigem Leib einbalsamieren. In seinen schmerzzerbißnen Eingeweiden wird der männlichste Gott, der Eifrige, von dem sogar die Silbe Ra abfällt, geboren. Der Gott, der nun ist, darf nicht mehr genannt werden! Das hohe Ich, dem alljährlich Osiris entstrahlt, verläßt das Niltal: die späteren Mysterien der Isis verlaufen traurig: in Wehmut um den ausgewanderten Gott! Auch das war Intuition bei mir. Der Tod Amenophis des Vierten in dieser Form ist reine Erfindung. Zu Diensten einer Plastik, die einen wahren Vorgang im Innern des Menschen als verwirklicht ausdrücken soll: die Kunst muß ergänzen, wasin Wirklichkeit sich nicht voll ereignet hat. Ich wußte längst, daß sich der Sonnenmonotheismus einmal gewaltsam in der Geschichte hat behaupten müssen, um aber allerdings sofort ins Geistige umzuschlagen! Ich suchte niemals eine Fährte dazu, fand sie aber sofort, als ich das Ereignis im Epos zu gestalten hatte. Auch ich war ursprünglich, mit einem Satz, von der Anbetung der Sonne zu unserm Einzigen Gott gelangt!

Das Nordlicht habe ich streckenweis in Wien, hauptsächlich jedoch in Paris, gedichtet. Eigentlich fand ich nie das rechte Buch, das mir die nötigen Aufschlüsse hätte geben können. Auch erzählt wurde mir wenig über das, was ich zu fügen und zu gestalten hatte. Ich konnte mich jedoch auf das Auge verlassen. Im Louvre fand ich die nötigen Bildwerke für meine Arbeit. Sogar die Namen indischer Götter und Wesen las ich von Glasmalereien im Museum der französischen Kriegsmarine ab.

Der erste Te] des Epos heißt: »Das Mittelmeer « Die Welt unsrer beherrschten Kultur, in der das Ich sich

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