Das Nordlicht. Bd. 1-2

Um ihn her entschleiehen noch verkappte Schatten, Doch zerstreut sie schon erfrohtes Morgenlicht.

Will der Nebelzug ein Nachtgespenst bestatten: Weinen Wolken, hingeschleppt vors Taggericht ?

OÖ, wie ist die bleiche Stunde ungeheuer!

Wähnt der Wandrer nun sein Weib in tiefster Näh? Spukgestalten fürchten Herzenselut und Feuer:

Führt ihn jetzt ein Geist, so heilt er hold sein Weh!

Eurydice! Kann er seine Braut nun sehen?

Träumt ihm bloß von ihr? Gegründet bleibt der Bund! Mag sie schon auf seinen Armen sacht entwehen? Sie verschwebt. Und heilig küßt er noch den Mund!

Schon erblickt er rings nur Leichenzüge.

Nebel schleppen tote Nebel durch das Tal.

Ob der Trauerprunk sich an sein Träumen füge? Kaum! Denn nun erwacht er schwach aus Abschiedsqual.

Orpheus! Atme, tiefster Huld dich zu besinnen! Hast du deine Braut nicht traut im Ich gefühlt? OÖ, du sahst sie wohl um deinen Hals zerrinnen: Lethes Flut hat dir die Mondhafte entspült.

Orpheus schaudert nun hinab in Traum und Trauer. Ach, er weiß: ihn herzte, sah die stille Braut.

Doch er traute nicht dem Hauche: ohne Dauer! Ach, er hat nach Ewigem sich umgeschaut!

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