Das Nordlicht. Bd. 1-2

So hat unsre Seele die Freiheit errungen:

Sie lebt ohne Zweifel, verleugnet den Zweck,

Kein grausamer Wels itz hält Menschen umschlungen, Ein tückischer Spuk hat für uns keinen Schreck!

Nun herrschen die Götter vergnügt und zufrieden: Sie spenden wie Sterne ihr blühendes Sein,

Wir Menschen entfalten uns frei und verschieden Und können uns sorglosen Gottheiten weihn.

Die Eigenart schaffe allein die Belebung! Die Sondergestalt, die sich selber bewacht, Behauptet ihr Dasein zu jüngster Erhebung: Höre, o Mensch, Pan ist erwacht!

Der Wahn, daß ein Eigner in Gleichheit verschwindet, Ward neidreich von Feinden des Lebens erdacht,

Das Ich ist die Kraft, die den Tod überwindet:

Höre, o Mensch, Pan ist erwacht!«

*

Kaum hat nun der Mann diese Worte gesprochen, So blickt ihm erst Orpheus ins Marmorgesicht,

Sein freies Herz fängt dabei hoch an zu pochen:

Es mahnt ihn an Abschied und Freundschaftverzicht!

Noch findet kein Mund die entfernenden Worte,

Doch fühlt jeder Schritt, wie ihn Fremdheit beschleicht, Schon träumt sich der Fremde an steilere Orte

Und denkt dabei: Sprich nicht und mach es dir leicht!

Doch Orpheus bleibt kühn und verzückt an der Küste Und blickt dann zum Manne, der Felsen erklimmt, Er ruft noch: »Verweile beim Meer, seine Brüste Versprühen die Lust, die der Mensch übernimmt! «

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