Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

hingeordnet wie der Ursprung zum Geursprungten. Sofern nun das Leben in der Zeit nicht als bloß zufälliger Ablauf, als bloße Mannigfaltigkeit erlebt wird, sondern gelebt wird aus dem Sinn der Wahrheit und der Ewigkeit und daraus seine Struktur erhält, ist es selber ewiges Leben, und das Wesen, das dieses Leben lebt, ist als solches unsterblich. Unsterblichkeit ist somit wie der Begriff der Ewigkeit nicht ontologisch als Dasein verstanden, sondern als Sinn, als Wesen, aus dem das Dasein erst beherrscht und geformt werden kann und somit erst Existenz“ erhält. „Unsterblichkeit hat nichts zu tun mit dem Tod, mit dem Hingehen der Kreatur; es ist nichts als die Einstellung des Geistes auf die Mannigfaltigkeit als Einheit“ (Görland). Auc Unsterblichkeit und Sterblichkeit gliedern sich ein in das logische Schema von Sein und Nichts. Der Bereich des Seins, des „Wesens“, des logos ist das Ewige, Unsterbliche: das Kreatürliche, das Nichts ist der Vergänglidikeit und dem Tod unterworfen“®):; es ist von Gott grundsätzlich getrennt, und der Tod ist lediglich als Naturfaktum zu betrachten, das zu Gott keine Beziehung hat und auch von Gott nicht hervorgebradit ist, weil er nur das Sein erzeugt, nicht aber das Nichts und seine Naturbestimmtheit"”), Religiöses Leben und Erleben nimmt also an der Tatsache des Todes nicht seinen Ursprung, weil nicht das Dasein, das Nichts der Weg ist zum Sein, zu Gott. Nur grundsätzlich jenseits aller Kreatürlichkeit, im Sein, ist das „wesentliche“ Leben als das ewige Leben und nur dort im Wesen, im logos und als logos gibt es Ewigkeit und Unsterblichkeit‘*), nicht als ein irgendwie als Dasein zu bestimmendes Leben. das vom physischen nur durch eine unendlich höhere Qualität unterschieden wäre, sondern es ist ein Erleben der Welt. Ewiges Leben ist „nur“ eine spezifische Blickwendung auf die Welt (BgTr. 45,50f).

Aber nicht nur in der schöpferischen Weltschau liegt die Seligkeit, das ewige Leben, sondern auch in dem tätigen Weltwirken, das als Wirken der Gerechtigkeit und der Güte auch ein schöpferisches Weltwirken ist zu einer Welt des Rechts und

es) Pf. 87: — Qu. 58,15: ... hier umbe so bin ih min selbes sache näch minem wesen, daz &wic ist, unde niht nach minem werden daz zitlich ist. Und hier umbe so bin ich ungeborn unde nach miner ungebornen wise, diu &wee ist, sö enmac ich niemer ersterben ... Daz ich bin nach gebornheit, daz sol sterben und sol ze nihte werden, wan ez ist toetlih: hier umbe so muoz ez mit der zit verderben. Pf. 85: 264,7: Waz zit rüeret, daz ist toetlich.

225) 71117 336, 2UfE.

686) Sp. 11,5 A; 11,6B: IV 551,5 ff: III 564, 17 £.

290