Die Physiognomie des Menschen

oder zusammengesetzt. Wir besprechen zunächst die einfachen, deren jede glänzend, klar oder trübe sein kann. Aristoteles unterscheidet in den „Problemen“ drei Arten, die schwarze, graue und dunkelbraune, in der „Tiergeshichte“ vier, die schwarze, graue, rötliche und dunkelbraune. Die griechischen Namen der Augenfarben sind schwer zu übersetzen. Wir wollen versuchen, die einzelnen Farben möglichst deutlich und eingehend zu beschreiben.

Graumeißliche Augen:

Man teilt die graublaue Farbe des Galen in drei Unterarten. Die erste ist lihtvoll und wird von Gellius als glänzend bezeichnet. Es ist die grauweißliche der Kinderaugen. Die zweite hat einen Stich ins Gelbliche, wie man’s bei den Augen der Nachtvögel sehen kann. Die dritte ist mehr grünlich. Wenn man die Farben zur Deutung verwerten will, muß man erst wissen, wie sie entstehen. Empedokles führt sie auf die Elemente zurück und leitet die graublaue Farbe von großer Hitze ab, die schwarze von reichlich vorhandener, überwiegender Feuctigkeit. Leute mit grauen Augen können also, weil viel Feuer ihre Augen erleuchtet, auch bei Nacht sehen, Leute mit schwarzen Augen dagegen wegen Mangel an Feuer und Überfluß an Wasser nur bei Tage. Aristoteles sagt ebenfalls: Die gen Mittag wohnenden Völker haben schwarze Augen, die im Norden wohnenden graue. Die graue Farbe entsteht durch reichliche Hitze, die bei den Nordländern durch die äußere Kälte ins Körperinnere getrieben und dort zusammengehalten wird, während sie den Bewoh‚nern des Südens durch die warme Luft ihrer Umgebung entzogen wird, und die zurückbleibende Feuchtigkeit daher schwarz wird. Die Augenfarbe richtet sich ferner nach der Körperfarbe. Die hellen Nordländer haben graue Augen, die dunklen Völker des Südens schwarze. Galen gibt vier Ur-

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