Geschichte der französischen Revolution

Der 10. Auguſt 1792. 49

ohne Gefahr dur< den Garten der Tuilerien na< der Manège, zur Nationalverſammlung. „I< bin gekommen, ein großes Verbreen zu verhüten,“ ſagte er zum Präſidenten Vergniaud, „i glaube nirgends ſicherer zu ſein als in Ihrer Mitte“. Man wies ihm und den Seinen die Redattionsloge der Seitung Logographe an. Nach der Entfernung der königlichen Familie war ein Sturm auf die Tuilerien zwe>los; die Schweizer wollten ihren Poſten nit verlaſſen; erſt ein Shuß von unbekannter Hand veranlaßte ſie zu einer Salve, zur Räumung des Veſtibuls. Aber Ludwig ſhi>te ihnen, als er das Schießen gehört, einen Befehl, das Feuer einzuſtellen. Nur eine kleine Abteilung konnte ſih in die Manège retten, andere wurden dur beſonnene Männer in Sicherheit gebracht, die meiſten aber fielen der Volkfswut zum Opfer. Ihrer Tapferkeit iſt niht auf franzöſiſchem Boden, ſondern in der Heimat ein Denkmal errihtet worden, der Löwe von Luzern na<h Thorwaldſens Modell. Nah dem Abzug der Schweizergarde richtete ſi< die Menge im Schloſſe heimiſ<h ein, den wohlfeilen Sieg dur viehiſhe Gemeinheit beſ<hmugzend: Eine Dirne fand man im Bett der Königin, Laſtträger im Krönungsornat beſudelten den Chron ; nachdem man ſeinen Serſtörungstrieb befriedigt, ging man in den Reller, den Durſt zu löſchen.

In den zweifelhaften Ruhm dieſes Tages teilen ſi< die Pariſer und die Provinzialen ; aber die Nationalverſammlung ſprach nur die Suspenſion, noh nit die Abſezung des Königs aus. In der neuen S<hwurformel iſt nur mehr von der Treue gegen die Nation, niht mehr gegen den König die Rede. Die königliche Familie wurde nun zuerſt im Palais Luxembourg, dann in dem früheren Ordenshaus der Tempelritter, dem Temple, untergebra<t. Einzelne Provinzen, namentli<h im Oſten und in der Mitte Franfkrei<s, nahmen für die Monarchie entſchieden Stellung, und am gefährlichſten hätten in dieſer Richtung für die revolutionären Gewalthaber die Schritte Lafayeties werden tönnen. Aber der Armee niht mehr ſicher, begab er ſi<h in das Lager der Feinde, die ihn fünf Jahre gefangen hielten. An einen Weſel der Dynaſtie hatte man zunächſt niht gedacht ; denn wieder ſollte der Dauphin einen Gouverneur erhalten. Auch die Idee eines Diktators oder Triumvirn tauchte auf; aber die Republik offen zu fordern, wagte man niht. Am 2. März 1792 hatte Robespierre eine Rede

ANUG 5346: Bitterauf, Franzöſ. Revolution. 4