Geschichte der französischen Revolution

Der Prozeß und die Hinrihtung Ludwigs. 59

Männern, die im Saale zugegen waren, ſtimmten allerdings |

361 nur bedingungslos für den Tod; aber ihnen ſind 26 Stimmen hinzuzuzählen, die, ohne ihr Votum, das glei<hfalls auf den Tod lautete, alterieren zu wollen, damit die Frage verbanden, ob es zwe>mäßig ſei, die Vollſtre>ung des Urteils zu verſchieben. Das hatte no eine vierte Abſtimmung zur Folge, welche die ſofortige Exekution als den Willen der Verſammlung erſcheinen ließ.

Am 18. Januar 1795 vernahm Ludwig im Temple das Todesurteil ; Malesherbes, der ihn zu tröſten ſuchte, antwortete er: „Es gibt keine Hoffnung mehr ; i< bin bereit, mi< für mein Volf zu opfern. Möge mein Blut es vor den Shre>en bewahren, die i< für den Frieden befürhte.“ Am 20. Januar ſieht er ſeine Familie zum legtenmal; er läßt den Dauphin ſ<hwören, daß er nie daran denken werde, den Tod des Vaters zu rächen. Der Königin verſagt er den Wunſch, die lezte Nacht bei ihm zu verbringen. Nachdem er mehrere Stunden in tiefem Schlafe verbra<ht und die Meſſe gehört, folgt er feſten Schrittes den Gendarmen, als der Bierbrauer Santerre, Kommandant der Nationalgarde, und zwei Abgeordnete ihn abholen. Eine Stunde dauert die Fahrt zur Place de la Concorde, während er leiſe die Gebete na<ſpri<ht, die ihm der Prieſter vorbetet. Nur auf deſſen Bitte läßt er ſih die Hände dur ein Taſchentu<h binden. Als man ihm die Haare abgeſchnitten, ſteigt er entſchloſſen auf die Plattform, er gebietet den unaufhörli trommelnden Tambouren Schweigen, und gegen den Palaſt

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ſeiner Väter gewendet, ruft er: „Sranzoſen, i< bin unſhuldig; |‘

ih verzeihe den Urhebern meines Todes; i<h bitte Gott, daß das Blut, das vergoſſen wird, nie über Frankrei<h komme, und du, unglü>liches Volk —“. In dieſem Augenbli> gebietet ein Kommando die Exekution; des Uönigs Haupt fällt und wird dem Volke gezeigt. Die Kaltblütigkeit Ludwigs ſeßte ſelbſt den Scharfrichter Samſon in Erſtaunen, der in ſeinen Memoiren bemerkt: „I< bin überzeugt, daß er dieſe Feſtigkeit aus den Grundſäßen der Religion geſchöpft hat, von denen niemand tiefer dur<hdrungen war als er. Es war ſein größter, ſein mutigſter Tag.“ Die Leiche wurde auf dem Madeleinefriedhof beigeſeßt, auf deſſen Stelle heute eine Sühnefapelle mit der Statue Ludwigs ſi< erhebt, dem ein Engel zuruft: Sohn des heiligen Ludwig, ſteigen Sie in den Himmel! Im

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