Geschichte der französischen Revolution

Marat; Prozeß gegen die Königin. 65

tätſchen auf die Unglü>lichen, oder man konſtruierte Schiffe mit Falltüren, ſie zu ertränken. Am 28. Juli wurden die gefangenen girondiſtiſ<hen Abgeordneten teils geächtet, teils dem Revolutionsgeri<ht überwieſen. Am 3. Oftober 1795 wurde die Anflage auf 41 ausgedehnt und eine Anzahl anderer in Haft genommen. An demſelben Tage begann der Prozeß gegen die Königin.

Wie eine gemeine Verbreherin wurde nun die „Witwe Capet“ nah a<twöchentlicer Haft in der Selle der Conciergerie vor die Geſhworenen geſchleppt. Die Verſuche zu ihrer Befreiung hatte man damit beantwortet, daß man mitten in der Naht den Sohn von ihrer Seite riß. Mit ihrem Leib hatte ſie damals den Dauphin gegen die Angreifer zu de>en geſucht, indem ſie ſih über ſein Betthen warf; erſt als einer der Unmenſchen die Tochter umzubringen drohte, hatte ſie den Knaben freigegeben. In zerlumpter Kleidung, mit ergrautem Haar, ein Bild, um Steine zu erweichen, erſhien am 14. Oftober 1793 die Tohter Maria Thereſias vor ihren Ritern; aber ſtolz und ungebeugt ſtand ſie Rede und Antwort. Wir wiſſen heute, daß die politiſche Seite der Anſhuldigungen der Berechtigung niht entbehrte ; aber bei dem, was gegen ihr Privatleben vorgebra<ht wurde, und was insbeſondere Hébert, der Herausgeber eines der ſ<hmugzigſten Revolutionsjournale, ihr vorwarf, kann man nur zweifeln, ob die Verleumdung an ſi, oder die Art, wie man den Sohn zum Belaſtungszeugen gegen die Mutter heranzog, verabſheuungswürdiger iſt. Shon Robespierre war ärgerlich über den „elenden Dummkopf“ Hébert; er wird unſere Feinde nur zum Gegenſtand des Mitleids machen, meinte er. Mit ſtolzer Verahtung hatte die Fürſtin auf dieſe Beſchuldigung geſ<hwiegen; dann aber begründete ſie ihr Schweigen damit, einer Mutter verſage die Natur, auf ſolche Dinge zu antworten; „ih rufe jede Mutter an, die etwa hier ſi<h befindet“. Das Todesurteil hatte ſie kaum erwartet, da ſie ſih unſhuldig fühlte. Aber die Hoffnung auf die Zukunft des Sohnes gab ihr die Kraft, alles zu ertragen. Am Morgen des 16. Oftober erwachte ſie bei Tagesgrauen dur< den Wirbel der Seftionen; ganz Paris iſt auf den Beinen; auf der Straße hinter dem Spalier der Nationalgarde, an den Fenſtern und ſogar auf den Dächern finden ſi<h ungezählte Neugierige, die den Henkersfarren langſam vorbeikommen

AUUG 346: Bitterauf, Sranzöſ. Revolution. 5