Geschichte der französischen Revolution

66 IV. Kapitel. Der Nationalfonvent.

ſehen. Auf einem Brett darauf ſizt die Königin, die Hände gebunden mit einer Schnur, die der Henker feſthält. Eine ſhleierartige Haube de>t die Haare, die ſie ſich ſelbſt geſhnitten hat. Um den Hals hat ſie ein Tuh von Mouſſelin ; eine Bettja>e von weißem Piqué und ein ſ<hwarzer Unterro> vervoll= ſtändigen die ärmliche Kleidung, die doh der Gefangenen eine gewiſſe Majeſtät niht zu rauben vermag. Sie iſt arg gealtert, gebrochen von den Anſtrengungen der leßten Tage, die Wangen ſind blaß, das Blut hat ſi< um die Augenränder zuſammengezogen. Auf einer Holzleiter erreiht ſie tapfer ausſhreitend das S<affot; als ihr Haupt gefallen, wird es mit no< zu>enden Wimpern der Menge gezeigt. Aber nur wenige rufen: Es lebe die Republik. Die große Menge ſ<hweigt, als empfände ſie wie Napoleon, daß hier ein Verbrechen, viel ſ{limmer als Vönigsmord, begangen ſei.

An demſelben Tag äußerte Barère in vertrautem Kreiſe, vielleiht könne das Fahrzeug der Republik nur dur< ein Meer von Blut zum Hafen gelangen. Nun fam die Reihe an die Girondiſten, die angetlagt waren des Verbrechens gegen die eine und unteilbare Republif, das Wohl und die Sicherheit des franzöſiſchen Volfes. Die Phraſen, mit denen ſie ſih verteiz digten, erweichten die Richter nicht, aber ſie täuſhten auh niht das Urteil der Nahwelt. Am 31. Oftober wurden ihrer 20 zu Tode gebracht; einer von ihnen hatte ſi<h ſhon bei der Urteilsverfündung ſelbſt das Leben genommen. Im November teilte Madame Roland das Los ihrer politiſchen Freunde; zum Zeichen ihrer Unſchuld war ſie weiß gekleidet vor ihren Richtern erſchienen, mit offenem Haar, das bis zum Gürtel herabfiel. Noch auf ihrem leßten Gang zeigte ſie eine Seelengröße, die ihren antiken Vorbildern ebenbürtig iſt. Sie wollte einem zaghaften Genoſſen den Vortritt zur Guillotine laſſen, daß er ihr Blut niht fließen ſehe, und als der Henker von der feſtgeſeßten Reihenfolge niht abgehen wollte, wandte ſie ſih lächelnd zu ihm: „Sie werden doh niht einer Frau den legten Wunſ< abſchlagen.“ In demſelben Monat wurde Philipp Egalité hingerichtet; ſein Beichtvater berichtet, daß er in den Teßten Stunden ſeines Lebens ſi laut anflagte wegen ſeines Verhaltens gegen König Ludwig. Eines der edelſten Opfer, die damals das Fallbeil traf, iſt Bailly; der ehrwürdige Greis wurde vor der Exekution halb zu Tode gequält. Manche ſuch=