Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ſtreich gelang, ſämmtliche Magazine dex Ruſſen zu verbrennen; Butturlin ſah ſi< aus Mangel an Lebensmitteln jeht genöthigt, zurüctzugehen und die Mark wax noch einmal gerettet. Sämmtliche Armeen bezogen nun ihre Winterquartiere und der Preußiſche Hof kehrte ſicher vor jeder Gefahr von Magde-= burg nah Berlin zurü>; aber noh immex hatte der Krieg fein Ende und noh eines vollen Jahres beduxfte es, bis Fried= rich alle ſeine Feinde beſiegt hatte und am lebten December 1762 endli<h die Friedens = Verhandlungen in Hubertusburg eröſſnet werden konnten. Jm Februar 1763 kamen dieſelben denn au< zum Abſchluß, und am 30. März kehrte der xuhm= gekrönte König nah Berlin zuriie.

Um bei dieſer Heimkehr des Königs anweſend zu ſein, war au<h Frau von Vosſ auf den Befehl dex Königin nah Berlin gekommen und der Wunſch der Leßteren, fie ganz in ihrer Nähe zu behalten, ward für ihr ferneres Bleiben dort entſcheidend, indem der König jeht, wie bereits erwähnt, Herrn von Vosſ zum Hofmarſchall ſeinex Gemahlin ernannte. Dreißig Jahre' hindurch, vom Sommer 1763 bis zum Tode des Hofmarſchalls von Vosf, 1793, blieb die äußere Cxiſtenz der Familie von nun an eine ziemli<h unveränderte. Dex Winter wurde in Berlin zugebracht. ‘Dex Frühling und die erſte Hälſte des Sommers in der Begleitung der Königin in Schönhauſen und dex Spätſommer und Herbſt, vor Allem die Jagdzeit, auf dem Lande in Meeklenburg. Zwiſchendurh ward Frau von Vosf ihrer leidenden Geſundheit halber in Kurorte und Bäder geſchi>t, beſonders häufig nah Pyrmont und dann einige Jahre hintereinander na< Carlsbad, und an dem lehtern Orte befreundete ſie ſi<h mit einer Fürſtin Auersperg, der Schweſter ihres früheren Verehrers, des Grafen