Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Feiertage getauft, wiederum den geliebten Namen Auguſt erhielt.

__ Dieſen Winter von 1779 auf 1780 verlebte die tief gebeugte und ihres liebſten Kindes beraubte Muttex in dex Einſamkeit ihres Landaufenthaltes, einzig bedacht, den Kum= mer dex Schwiegertochter zu lindern und ſie und ihx Kind<en mit Sorgfalt und Liebe zu umgeben. Doch enthält ihr Tagebuch aus jener Zeit nur Worte des tiefſten Schmerzes, die uns ſagen, wie unheilbar ihr Herz getroffen wax. An einer Stelle deſſelben ſagt ſie: „Meinen Gram und meine „Verzweiflung kann ih mit Worten nicht ausſprechen; ohne „den Beiſtand des allbarmherzigen Gottes könnte ich die Laſt „dieſes Schmerzes, dex jeden andern Schmerz überſteigt, niht „extragen.“

Eine ganze Reihe von Trauerfällen folgte einander in dex Familie; dex Tod der Schweſter ihres Mannes, Frau von Rochow; dann der Frau ihres Bruders, endlich der des einzigen no< lebenden Sohnes ihrer Tochter, der Gräfin Caſtell, eines heißgeliebten Kindes, das allein no< von all ihren Kindern ihr geblieben war! —

Jm Jahre 1783 ſtarb der Oberſthofmeiſter der Königin, Graf Wartensleben, und Herr von Vosſ erhielt deſſen Stelle mit dem Rang eines Staatsminiſters. Von dieſer Zeit an betrach= tete die Königin es immer mehr als ein Recht, die neue Oberſt= hofmeiſterin ganz an ihren Hof und ihre Perſon zu feſſeln und dieſe verſuchte niht mehr, ſich dieſer Pflicht auh nux vor= übergehend zu entziehen. Auf den Wunſch der Königin brachten beide Gatten fernerhin auh die Sommermonate mit ihx zuſammen in Schönhauſen zu, und gingen nux noh der Geſchäfte halber im Frühjahr odex im Herbſt auf einige Wochen na<h Groß =Giewiß. Auch dex Tod des großen