Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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und die ſie alle in der Blüthe der erſten Jugend zeigen, die es ihr Schicfſal nicht ſein ſollte zu überleben. Nux in vereinzelten, hier und da in ihren Tagebüchern zerſtreuten Andeutungen erwähnt Frau von Vosf in den erſten Jahren die Neigung des Prinzen von Preußen für ihre Nichte Julie, die anfangs harmlos ſchien, ihr aber bald Kummer genug ver= uxrſachte. Jm Januar 1784 heißt es in den vorerwähnten Blättern bereits niht ohne den Ausdruc der Beſorgniß: „Julie gefällt dem Prinzen mehr als mix lieb iſt. Er ſpricht viel mit ihr; ich fürchte, ſie iſ niht unempfindlih für ſeine Bewunderung, und ſie wird dur ein ſolches Gefühl nur ſi< ſelbſt unglüc{li<h machen.“ Einige Zeit ſpäter: „Die Prinzeſſin von Preußen iſt eiferſüchtig auf Julie“; endlich im December: „Jh hatte eine lange Unterredung untex vier Augen mit dem Prinzen; i< hielt ihm ſein Unrecht vor, Julie mit feiner Leidenſchaft zu verfolgen; i<h ſagte ihm, daß ex ſie daduxh nux unglücklich machen werde, ja, ih ſagte ihm meine ganze Meinung und die ganze Wahrheit mit allem Ernſt. Ex verſprah mix, ſein Benehmen zu ändern und Alles zu thun, was ih wollte. Ex hatte ſpäter no<h eine Explifation mit Julie und ih weiß, daß ſie ihm Vor= würfe gemacht hat und mit Recht, daß ex ihrem Rufe auf eine unverzeihliche Weiſe ſhade. Auch kam ex ſehr traurig und niedergeſchlagen von ihr zurü>; ih ſagte ihm no<h einmal ernſtlih, er müſſe dieſer Sache ein Ende machen und ex gelobte es mix.“ — Eine Zeit lang ſcheint der Prinz ſein Verſprechen gehalten zu haben; denn im Januax des Jahres

1785 iſ nux noh die Rede von Heirathsanträgen für die

junge Hofdame; ſ{<ließli< ſoll ſie einen Grafen EE hei= Am Preußiſchen Hofe, 2. Aufl