Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ſich; doch ſtanden ſie zu entfernt, als daß ih hätte verſtehen können, was ex ſagte.“

Jm März: „Dex Prinz thut mix leid; aber troß ſeiner Leidenſchaft für Julie macht ex ſih doh von der liaison mit ſeinex ſogenannten Freundin niht los. Heute war er be= ſonders verſtimmt und gedrückt, ih glaube in Folge einiger ernſten Worte, die Julie ihm geſagt hatte.“

Während dieſer Zeit drang die Oberſthofmeiſterin fort und fort darauf, die junge Hofdame von Berlin zu entfernen; aber es ſcheint, daß weder ihr Mann noch die eigene Familie des jungen Mädchens die Gefahr einſehen wollten, die ihr augenſcheinlih mehr und mehr nahte; gewiß iſt, daß alle ihre Bemühungen dafür vergebens waren und ſie es niht durchſehen konnte, ſie vom Hofe weg zu bringen. Zuweilen erſchien auch ihr die Sache weniger bedrohlich, aber dazwiſchen wird ihre Sorge und Angſt immer wieder wach, was Aeußerungen wie die nachfolgenden beweiſen:

8, März. Dex Prinz iſt unglaublich zerſtreut, ſeine Neigung nimmt ſeine Gedanken ganz gefangen. 18. März. Dex Prinz kam zum Diner na<h Schönhauſen, blieb den ganzen Nachmittag und Abend und ſchien nichts zu ſehen,

als Julie. 25. März.

Der Prinz fängt wieder an, mehr mit Julie zu ſprechen, wo ex nur irgend kann, und dieſe ewigen Geſpräche und Erörterungen ſind nicht gut für ſie. Jh habe das Gefühl, als finge die Sache nah und na< wieder da an, wo ſie mit Mühe zum Abſchluß gekommen war.

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