Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Anfang Juli. Es ſcheint zu meinem Schre>en, daß der Prinz an Julie

ſchreibt und ſie ihm antwortet! 15, Juli.

Ex war heute ſehx ſanft und gut und ſpxah vernünftig und ergeben und mit den beſten Vorſäßen von meinex armen

Nichte und von ſeiner Pflicht gegen fie! 21. Juli.

Der Prinz iſt ſehr ſtill und in ſih gekehrt; ex ſpra<h mix heute viel von ihr und ſcheint ernſter geſonnen denn je, ſeine Pflicht zu thun.

15. Auguſt.

Heute kam Julie zurü> und bereits am Abend kam der Prinz an und hat ganz die alte Geſchichte wieder angefangen, — das iſ zu unxeht! —

Um dieſe Zeit beginnt das Befinden des großen Königs ernſtere Beſorgniſſe zu erregen. Es folgen nun wiederholt be= unruhigende Nachrichten über ſeine Geſundheit, endlih am 17. Auguſt die Trauerkunde ſeines Ablebens. Obgleich ex ſo ganz zurit>gezogen und von den Höfen getrennt in Pots= dam und Sansſouci lebte, ſcheint dex Schmerz bei ſeinem Abſcheiden doch: ein ſehr tiefgehender zu ſein; auh die Aufz zeihnungen dex Oberſthofmeiſterin ſprechen nux von dem allgemeinen Kummer, wie ſehr ſie ſelbſt den Verſtorbenen béweine, und exwähnen mit Rührung dabei, wie überaus gnädig und gütig ex ſeit ihrer erſten Jugend immer für ſie geweſen ſei. Ueber den nunmehrigen König hören wix ſie ſelbſt ſprechen.

O * 18. Auguſt.

Der König kam mit ſeinen beiden älteſten Söhnen von Potsdam, ſtieg in Schöneberg zu Pferde und ritt ſo