Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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in die Stadt ein, unter dem Zujauchzen und Vivatrufen

der Menge bis an's Schloß. Jm weißen Saal waren

alle Officiere verſammelt; ex dankte den Generalen für die

Treue, die ſie dem hocſeligen König bewieſen und ſprach die

Hoffnung aus, ſie würden auh ihm dieſelbe Treue bewahren. 22. Auguſt.

Das Teſtament iſ ganz wunderſchön, wir weinten Alle ſchr, als es vorgeleſen wurde. Der neue König thut nux Gutes, giebt mit vollen Händen den Armen; es iſ unglauh-= lih, wie ſehr man ihn liebt.

23. Auguſt.

Er kam heute zum erſten Mal als König wieder nah Schönhauſen, aber leider wax ſein Benehmen gegen meine Nichte wie früher.

25. Auguſt.

Der König kommt, ſo oft ex kann und dann geht ex mit Julie im Garten ſpazieren; aber ſie iſ ſo ill und zurückhaltend mit ihm, als mögli<h, was mi<h fret und etwas beruhigt.

30, Auguſt.

Die Prinzeſſinnen thun dem König einen ſehr unerlaubten Gefallen, indem ſie ihn immer mit Julie zuſammen bringen. Sie führen die Königin voxaus und eilen, wenn ſpazieren gegangen wird und beſchäftigen ſie, um daß ex mit meiner Nichte gehen und ſie ſprechen kann; das iſ ein \<le<tes Spiel.

31. Auguſt.

Dex König hat dex Prinzeſſin Friederike eine Zulage und ihr die kleine Viere> zur Hofdame gegeben, ih glaube einzig, um Julie Freude zu machen, deren Freundin ſie iſt.