Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Fahrzeuge, die dem unſrigen folgten und es umſchwärmten, dabei die ganze Luft zitternd von den Hurrah's und Freudenrufen für König und Königin; das machte ihnen Beiden eine große Freude! — Um 9 Uhrx ſtießen wir an's Land und zogen uns nun eiligſt an, um auf den Ball der Kaufmannſchaft zu gehen. Die ganze Stadt wax noh ſ{<höner als geſtern illuminixt, in der Börſe, wo dex Ball ſtattfand, waren viel frohe, glüctlihe Menſchen beiſammen und das ganze Feſt war ſehr glänzend! — Jh kam erſt lange nah Mitternacht zu Hauſe und ſtand vor 7 Uhr wieder auf, denn um 8 Uhr reiſten wir ſhon na< Frauenburg weiter. Wir hielten zwei Mal unterwegs bei Bauern an, und dann beim Uebergang über die Nogat in Clemensfähre, wo wir unter einem Zelt, das die Elbingex Kaufmannſchaft hier errichtet hatte, Mittag aßen. Aber wir waren halb todt von der Hite, den vielen Bauern und dem ſchre>lihen Menſchengedränge dort. Später hielten wix noh einmal in Dorbe>, weil die arme Königin eine ſhre>liche Migräne hatte, ſo daß wix exſſt um 8 Uhr weiter fahren konnten und na< 11 Uhr in Frauenburg eintrafen. Die Königin konnte nichts eſſen, die Viere> und ih blieben lange bei ihr und gingen erſt um 1 Uhr in unſer Zimmer.

3. Juni.

Die Königin war heute etwas wohler und wix konnten am Morgen weiter, na<hdem wir noh die Gräfin Schwerin geſehen hatten. Der Ort iſt klein, aber ſeine Lage am Haff macht ihn intereſſant. Gegen 9 Uhr fuhren wix weiter, mußten aber bei jedem friſchen Relais uns eine Weile aufhalten wegen der überall verſammelten Bauern und Deputationen; doh verließen wix wenigſtens niht die Wagen,