Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

rige Hof aß mit den ruſſiſchen Herren. Der Kaiſer war unendlich liebenswürdig und gnädig und trank meine Geſundheit auf eine beſonders freundliche Weiſe. Er if der liebenswürdigſte Mann, den man ſi denken kann, und dabei dur< und dur ein Ehrenmann in ſeinen Anſichten und Gefinnungen. Der Arme iſ ganz begeiſtert und bezaubert von der Königin! — Nach Tiſh ſchenkte ex mix ein Paar ſehr ſchöner Brillant-Ohrringe und der Moltke ein Perlenhalsband. I< dankte ihm für ſeine große Freundlichkeit und Gnade. Später ritt die Königin wieder mit den beiden Majeſtäten ſpazieren; na< dem Thee wurden die ruſſiſchen Herren hereinbefohlen, um Abſchied zu nehmen. Jh war ganz betrübt, daß dieſe hübſchen Tage ſhon zu Ende ſein ſollten. 16. Juni.

Bis um 10 Uhr war der Kaiſer noh bei den Majeſtäten zum Frühſtück, dann reiſte ex ab und Graf Kalkreuth begleitete ihn. Jh nahm mit Thränen Abſchied von ihm und in der That, wir Alle weinten! — Gleich darauf reiſten wix auh ab, die beiden Majeſtäten zu Pferde, bis eine Meile vor Tilſit, wo die Königin ſich in den Wagen ſeßte, nachdem ſie vorher ganz durchgeregnet worden wax. Dex Einzug in Tilſit, wo wir ſehr feſtlih empfangen wurden, war ret hübſch; die nächſten Tage hindurch waren Revuen und Manöver.“

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Am 283. Februax 1803 ſchenkte Gott dex Königin ihr ſiebentes Kind, eine Prinzeſſin, welche den Namen Alexandrine erhielt. — Sie war diesmal in den leßten Monaten vor ihrer Niederkunft ſehr leidend. geweſen und erholte ſi, ganz