Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

Mal das Märchen vom Rotkäppchen vorgelesen B Der bis dahin furchtlose Knabe sträubte sich, als er zu Bette gebracht werden sollte, heftig, in demselben Zimmer allein zu bleiben, er bot die Zeichen größter Seelenangst,er fürchtete » sich vor dem Wolft).“ e

Wir sehen methodische Züchtung des Angstgefühls.

Wie leicht sexuelle Instinkte durch unpädagogische Erzählungen ausgelöst werden können, habe ich in Nr. 1o (I9I2) der „Monatshefte für Pädagogik und Schulpolitik“ nachgewiesen, wo bei einem 5 jährigen Knaben durch die von seiner Bonne erzählte Episode aus der Geschichte des jungen Cyrus, worin derselbe einen seiner vornehmen Kameraden mit Ruten züchtigen läßt, sexuelle Gefühle ausgelöst wurden. Dieser Knabe wurde später homosexueller Algophile.

Aber zurück zur Züchtung der Furcht.

Dank Breuer-Freud und ihren Schülern wissen WIL, welche Rolle Neurokymwunden im Gebiet des Gefühls, vor allem schreckhafte Affekte bei Kindern spielen. Bezzola und Frank zeigen, daß nicht nur sexuelle Attentate, sondern noch allerlei schreckhafte Eindrücke auf das Gehirn nervös prädisponierter Kinder zahlreiche Phobieen, Zwangsvorstellungen und sonstige nervöse Störungen erzeugen, die im unbewußten Hirnleben stecken bleiben und die ganze weitere Lebensentwiklung vergiften können.

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Zu dieser Angstzüchtung durch das Wort kommt dann das salomonisch-sirachische Prügelsystem, welches in England einheimisch ist, in Deutschland aber öfter Anwendung findet, als man glauben sollte. So reift das Kind in Furcht und Zagen zum Schuleintritt heran. — An der Schule, welche ja bei allen Angriffen auf sie immer die ungerecht Beleidigte spielt, angelangt, stellen wir uns vorerst die Frage: Was soll der Zweck moderner Bildung sein? Er soll ein zweifacher sein:

!) Wanke. Psychiatrie und Pädagogie.