Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

24 Sadismus, Masockismus-in Kultur u. Erziehung.

meiner Bemühungen, als elligenier ‚Junge, auch seine Minderwertigkeit immer vor sich sah; — überhaupt die So Umgebung von Neurasthenikern wirkte negativ.

In Übereinkunft mit seinem Doktor hielt ich es für notwendig mit dem Jungen die Anstalt auf zirka eine Woche zu verlassen. — Wir gingen nach Florenz. Während der ganzen Fahrt bis Mailand und daselbst, wo wir einen Tag ausruhten, zeigte sich eine übermäßige. Nervosität, welche sich in fortwährender Unruhe und Schwatzhaftigkeit, wie fortwährendem Essen ausdrückte. Er fand alles schlecht und suchte so viel wie möglich Geld auszugeben (gegen das’ Prinzip des Vaters). Schon am Anfang der Reise, als ich bemerkte, daß er immer das Gegenteil zu meinen Wünschen ausdrückte, redete ich ihn einmal recht derb an, indem ich ihm klar machte, er hätte sich darum nicht zu kümmern. Im Wagen zwischen Mailand und Florenz machten wir die Bekanntschaft eines 25 jährigen Franzosen; bald hatte mein Schüler mit demselben Freundschaft geschlossen und letzterer versprach ihn mit gewissen Weibern in Florenz bekannt zu machen. — Dem Franzosen war es aber aufgefallen, daß ein so schicker, 17 jähriger junger Mann nicht selbst für seinen Bedarf etwas finden könne. In Florenz bei 38° Hitze angelangt, suchte ich so schnell wie möglich ins Hotel zu kommen; er aber wollte auf dem Bahnhof den mit seinem Gepäck beschäftigten Franzosen erwarten. Ich war damit einverstanden, daß er auf dem Bahnhof warte, und ich in‘das nahegelegene Hotel vorauseile. Doch sein Gefühl der Unsicherheit vereitelte das. In einem Anfall — vogue la galere (denn. er risquierte nach seiner Ansicht die versprochenen Mädchen zu verlieren), riß er mir den Hut vom Kopf und lief damit zum Bahnhof zurück. Nach zehn Schritten hatte ich ihn am Arm gefaßt, schüttelte ihn kräftig und drohte bei nächster Veranlassung mit einer Ohrfeige. Der Effekt war verblüffend: Wie ein geschlagener Hund schlich er mir nach, eine Entschuldigung stammelnd. — Dieser Moment gilt als Scheidepunkt zwischen. zwei Zuständen: Vor Florenz und nach. Florenz. Von nun an bedurfte es nur eines ernsten Blickes, um alle Widersprüche und Ungebührlichkeiten zu vernichten. Dabei unterhielt‘ich stets ein kameradschaftliches Zusammenleben. —