Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

Sadismus, Masochismus:in ‚Kultur u: Erziehung. 25

Der: Franzose stellte sich bald ein ‘und ich unterrichtete ihn: über den Zustand des Jungen, liess ihm aber im übrigen völlige Freiheit, in der Hoffnung von ihm etwas Interessantes über die: Sexualität meines Zöglings zu erfahren. Am anderen Tage stellte sich folgendes heraus: Bei Bekanntschaft einer Sängerin. aus. dem Cafe-Chantant hatte mein Junge sich vollständig passiv und unsicher benommen. Nur von Paris und seinem Reichtum hatte-er einige Worte fallen lassen. Als es zum. Coitus kommen sollte hatte er, den Fuß des Mädchens umschlungen, masturbiert. —.,Mir erzählte er, er hätte den Akt normal: vollzogen. Was das Allgemeinbefinden anbetraf, so war ich frappiert, daß: derselbe Junge, der‘ früher nicht aus den Toren des Anstaltshofes hinausgehen. zu können vorgab, nun drei bis vier Stunden nach der Reihe mit. mir durch die Museen und Paläste von Florenz wanderte. Sein Brom und andere Mixturen, von denen er:sich früher nicht: trennen konnte, rührte er nicht mehr an. Gegen Abend — also die Zeit, wo man ein Cafe oder Cinema besuchte, wo also ‚das sexuelle Gefühl berührt wurde und wo nach das frische Andenken arbeitete, begann immer die Unruhe zwischen Unsicherheit und Drang nach Erhöhung des Pezsönlichkeitsgefühls. — Nun hielt ich es an der Zeit mit ihm über alles klar zu reden. —

Ich rief ihn in mein Zimmer und erklärte ihm, daß der größte ‚Teil seiner Nervosität auf Einbildung basiere (als Beweis sein stundenlanges Herumgehen in der Stadt, ohne Ohnmachten und ohne Brom, sein guter Schlaf und ausgezeichneter Appetit). Seine unregelmäßige Herztätigkeit ist teilweise hereditär, wird aber durch Masturbation erhöht. An’ seine Weiberkenntnis glaube ich nicht, da er gestern mit einem: Weibe masturbiert habe; überhaupt glaube ich nur einen kleinen Teil von allem, was er mir erzählte; er sei ein intelligenter Junge, den ich sehr gern habe und darum von allen seinen autosuggerierten Leiden geheilt sehen möchte. Auf seine Intelligenz fußend gebe ich ihm Aktionsfreiheit mit der Bemerkung, daß er diese Aktionsfreiheit als verständiger und anständiger junger Mann gebrauchen werde. Sein sexuelles. Leben sei mir jetzt klar, wie überhaupt seine Psyche; darum soll;er: mir vollkommene Offenheit entgegenbringen, wenn er