Serbiens Freiheitskrieg und Milosch : aus dem Französischen

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Glück des einſt freien Vaterlandes und prieſen den Ruhm der Bürger, welche in den Vernichtungsfkriegen gegen die Türken glorreih für die Vertheidigung der Unabhängigkeit geſtorben waren. Seit jenen großen Tagen waren Jahrhunderte vergangen und die heroiſche Nation jeßt zu einem Haufen von Sflaven geworden.

Und mit geſchwellter Bruſt, das Auge voll Thränen, ſchwang der begeiſterte Knabe ſeine Hirtenpeitſche und rief :

— Auch ich will gegen die Türken fechten, werde mein Land rächen, wenn ih groß bin!

Sagte eine innere Stimme dem kleinen Hirten, daß der Plat, welchen der Zufall ihm angewieſen, ſeiner nicht würdig ſei, daß er ſolche ungeheure Thaten träumte? War es Ahnung einer andern Zukunft, daß das eifrige Kind, vermöge hartnä>igem Eifer, ohne Hülfe leſen gelernt hatte, eine damals bei dieſem Volke unbekannte Wiſſenſchaft ?

Alle Augenbli>e, welche er ſeinen ländlichen Beſchäftigungen abmüßigen konnte, verwandte er dazu, Linie für Linie die alten Nationalchroniken zu verſchlingen, Schätze, die der türkiſchen Polizei entgangen waren und in den Familien ſorgſam aufbewahrt wurden. Und wenn in den Winternächten die Greiſe nah ihrem Vorrechte die von Menſchenalter zu Menſchenalter überlieferten Traditionen wiedererzähl-