Untersuchungen über die Mannane, Galaktane und Cellulosen angreifende Enzyme
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374 H. Bierry und J. Giaja:
Gattung Porphyra usw.), die Pilze (Bulgaria inquinaus usw.) können Galaktose einschließen.
Die von so verschiedenen Pflanzen herrührenden Mannane können, wie sich leicht voraussetzen läßt, nicht identisch sein. Sie unterscheiden sich voneinander durch ihre Löslichkeit im Wasser, ihr Verhalten der Hydrolyse gegenüber. Ihr Endstadium Hexose:Mannose ist das gleiche für alle, das durch eine Serie von Wasseraufnahmen von unbekannter Reihenfolge herbeigeführt wird.
Ebenso stellen die Galaktane mit dem für alle gemeinsamen Endprodukt Galaktose eine unendliche Mannigfaltigkeit dar.
Wir werden sehen, daß unter diesen Polysacchariden gewisse, und gerade die der Einwirkung von verdünnten und erhitzten Säuren gegenüber beständigsten, durch verschiedene Cytasen umgeformt werden, während andere dagegen, durch Säuren viel leichter spaltbare, diesen selben Cytasen Wider-
stand bieten.
I. Pflanzliche Fermente der Mannane und Galaktane.
Brown u. Morris!) haben dargetan, daß ein bei Kälte hergestelltes Extrakt von Gerstenmalz Cellulose auflöst. Dieser selbe Extrakt, aus dem man mittelst Alkohol das wirksame Agens entfernen kann, greift die Zellulosen aller Endospermen der Gräser, diejenigen der Kartoffel, der Mohrrübe, der Rübe, der Artischocke an, verliert aber diese Eigenschaft durch Erhitzen. Brown und Morris beweisen hierdurch die Gegenwart einer Zellulose im Malz, das sie „eytohydrolytisches Ferment“ benennen. Es ist die erste bekannte Cytase. Sie ist den Cellulosen der Dattel-, Kaflee-, Knoblauch- und Spargelsamen gegenüber wirkungslos.
Bei der Dattelpalme Phoenix daetylifera oder bei Livistonia wird das Horneiweiß, zum größten Teil aus Mannanen bestehend, im Augenblick der Keimung verflüssigt. Grüss?) hatte schon die Existenz einer saccharifizierenden Cytase dieses Eiweißes a priori postuliert, ohne sie jedoch rein darstellen zu können. J. Effront°) gelang es, aus dem keimenden Samen des Johannisbrotbaumes (Caroubier) ein das Carubin verflüssigendes und verzuckerndes Ferment zu extrahieren, das er Carubinase nannte. Nachdem Bourquelot und H£rissey*) erkannt hatten, daß das Carubin bei der Hydrolyse keinen neuen Zucker, sondern
1) Brown und Morris, Journ. chem. Society 57, 507, 1890.
2) Grüss, Ber. d. Deutsch. chem. Ges. 12, 60, 1882; Jahrb. f. wiss, Botan. 26, 379, 1894.
3) J. Effront, Über ein neues hydrolytisches Enzym, die Carubinase. Compt. rend. de l’Acad. d. Sc. 125, 116, 1897.
*) Bourquelot und H£erissey, Journ. pharm. et chim. (6) 11, 104 u. 357, 1900,