Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, S. 205

zuerſt alle Mohammedaner abgelegt haben, und bis die verſprohenen Reformen niht vollends durchgeführt ſind.

5. Daß, falls das ganze herzegowiniſch<hriſtlihe Volk zurü>kehrt, ſeine Führer mit den Behörden über die Ausführung der Reformen verhandeln und daß ſie insgeſammt eine „Vprava“ (Verfaſſung) ſ<haffen, welche entſprehend wäre dem Sinne des Reform-Projectes Seiner Excellenz des Grafen Andra ſ\ y. Es verſteht ſi< von ſelbſt, daß wir fordern müſſen, daß dieſe Reformen allſoglei< eingeführt werden, auh in jenen plemena (Geſchlechtern, Familien, Gemeinden) ganz Bosniens und Herzegowinas, welhe no< niht aufſtändiſ<h ſind, weil damit eine Garantie gegeben wäre, zunächſt uns, ſodann aber auh der türfiſhen Regierung ſelbſt, daß bei ihnen kein Zuſtand entſtehe, wie er jeßt bei uns herrſcht.

6. Daß, nachdem die Aufſtändiſchen ſi< niht verlaſſen können auf die leeren Verſprehungen der Pforte, welche dieſelben bisher noh nie erfüllt hat; nahdem die Pforte kaum im Stande iſt, ihre eigene Armee zu ernähren, und die Aufſtändiſchen fürchten, daß das Geld, welches die Pforte beſtimmen würde für das herzegowiniſch<hriſtlihe Volk, in die Hände der türkiſchen Beamten fiele, in Folge deſſen es dasſelbe nicht nur niemals in die Hände bekäme, ſondern auh Hungers ſterben könnte; und na<hdem die Aufſtändiſchen wiſſen, daß es ihnen nihts nüßen würde, wenn ſie au< bei den Großmächten proteſtirten, ſo fordern wir im Namen des Volkes, daß die Gebahrung mit dieſem Gelde unter die unmittelbare Aufſicht einer europäi-

ſ<hen Commiſſion geſtellt werde, daß dieſe-

Commiſſion das ganze Geld empfange zum Wiederaufbau der Kirchen und Häuſer, ſowie zur Anſchaffung der Hausgeräthe, und daß ſie

Die $<hla<ht

Das plößliche Wiederauffla>kern des Aufſt a ndes in Bosnien, gerade in dem Momente, da ſo eifrig, wenn au< wahrſcheinli< erfolglos, an der Pacification der Herzegowina gearbeitet wurde, verſebßte die Machthaber zu Conſtantinopel in Beſtürzung und es trat an die Pforte die gebieteriſhe Nothwendigkeit heran, eine Rieſenanſtrengung zu wagen, um Europa ihre Exiſtenzfähigkeit zu beweiſen.

Jn kürzeſter Zeit waren aber, während man no< in Conſtantinopel Berathungen pflegte, die «Inſurgenten Herren der bedeutendſten Orte in

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vor der Rückkehr der geflüchteten Familien einige Hauptmagazine mit allem Nothwendigen errichte.

7. Zuleßt fordern wir, daß in den ſe<s Garniſonsorten die Regierungen Oeſterreichs und Nußlands je einen Agenten beſtellen, welhe zu wachen hätten, daß die Reformen vollkommen ausgeführt werden.

Sie ſeien überzeugt, daß ſie damit niht zu viel begehrt haben und daß ſie weniger niht fordern können zu ihrer Sicherheit und zu ihrem einigermaßen beſſeren Leben, worauf ſie als Volk ein unumſtößlihes Recht haben.

Am nächſten Tage fand noh eiue Verſammlung ſtatt, in wel<her Baron Rodi die Jnſurgenten auf das Väterlichſte ermahnte, die Waffen niederzulegen und die Ausführung der Reformen dur die Türken abzuwarten. Er verſprach ihnen auf das Freundlihſte für dieſen Fall die wohlwollende Verwendung der Mächte bei der Pforte.

„Wir fönnen uns niht unterwerfen, bevor niht unſere Forderungen bewilligt find!“ Dieſe eine Antwort {oll ihm einzig allein entgegen! Recht — unſer Recht erwarten wir!

Und ſo endete die Miſſion des dalmatiniſchen Statthalters in der Suttorina. Baron Rodi konnte tro aller Lieben8würdigkeit, womit man ihn aufgenommen, und troy aller Ehrfurchtsbezeigungen für ſeinen Kaiſer, womit man ſih von ihm verabſchiedete, nihts heimbringen als ein Memorandum, worin ſ{<warz auf weiß und mit der Namensunterſchrift der Jnſurgenten beſiegelt ſtand, daß für eine Vermittelung zwiſchen den Türken und Jnſurgenten fein Raum war. Ja, es mochte ihm, als er nah Zara zurü>gekehrt war, dorthin die Nachriht vorausgeeilt fein, daß die Fnſurgentenführer zu den Fhrigen den Beſchluß heimbrachten, am 11. April, am Tage nah dem Ablaufe des Waſffenſtillſtandes, die Feindſeligkeiten wieder zu eröffnen.

am Duga-YPaſſe.

Bosnien. Bereits war niht mehr die Frage, ob die Pacificirung der inſurgirten Provinzen gelingen würde, ſondern es galt die Parole, wie man den Aufſtand localiſiren könne.

Das Kriegsfieber in Serbien ſteigerte ſich ebenfalls fortwährend; man fragte dort nict mehr : „Werden wir Krieg haben?" ſondern man fragte entſchieden: „Wann wird die Armee ausmarſciren ?“ Es war ja bekannt geworden, daß in Niſ<h alle Vorbereitungen für das Ueberſchreiten der ſerbiſ<hen Grenzen getroffen waren. Man hatte ferner dur< Pelagitſ<, der