Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Gleichzeitig begann ein leihtes Gefeht zwiſchen den Tirailleurs des Centrums, wel<hem bald ein lebhafteres zwiſchen ruſſiſhen Reitern und türkiſcher Cavallerie und Fnfanterie an den Ufern des Murad ſi< anſhloß. Der Nebel begann ſi< zu ſenken, und mit den gehörigen Gläſern konnte man nun entde>en, daß von den 38 Zelten des ruſſiſhen Lagers, wel<e zuvor von dem TopDagh aus bemerkbar waren, nur mehr ſe<s vorhanden waren, und daß fi< eine große, aus allen Waffen gebildete Marſchcolonne gebildet habe, welhe die Wagen und Trains in ſi< aufgenommen und deren Spite bereits in den Bergen verſ<hwunden war. An dem Rückzuge des Feindes war nicht mehr zu zweifeln. Die ruſſiſhe Arrieregarde begann nun, mit größter Vorſicht und mit einer gewiſſen Eleganz wie auf einem Exercirplate ein Rü>zug8manüöver auszuführen, welches intereſſant war. Nah und na< zogen ſi< die langen Linien plänkelnder Reiter von dem re<ten Murad-Ufer zurü>; größere Cavalleriemaſſen demonſtrirten gegen das ruſſiſhe Centrum; anfangs zwei, ſpäter nur eine Batterie, eröffneten das Feuer, ſowie ſie nur die geringſten Bewegungen bei den Türken bemerkten, zur großen Unterhaltung der türkiſhen Soldaten, welhen das unſhädlihe Kanoniren jeht außerordentlih gefiel, wo ſie ſi<her waren, daß ihre blutigen Anſtrengungen niht vergebens geweſen. Als am Nachmittag des 23. Juni Geſchüßmunition, von Cavalleriſten auf ihren Pferden transportirt, anlangte, rü>te Mukhtar mit der Fnfanterie des Centrums und ſeiner Artillerie gegen die ruſſiſhen Stellungen vor, welche nun auh ihre Batterie zurü>zogen und am Abend hinter den couliſſenartig geſtellten Bergketten verſ<hwanden. Fm Laufe des Nachmittags wurden die türkiſchen Todten beerdigt.

Nah erfolgter Zuſammenſtellung der Rapporte ergab es ſi<, daß 195 todte Türken auf dem Schlachtfelde gefunden und beerdigt wurden. Außerdem mußten die während der Schlacht geſammelten Todten, dann jene der Tſcherkeſſen und Kurden hinzugere<hnet werden, was eine Geſammtſumme von 300 Mann ergab, wobei jedo< die ihren Verwundungen auf dem Transporte na< Erzerum Erlegenen niht mitgere<hnet

worden. Mindeſtens 1000 Verwund.te wurden zurü>geſendet. Die ruſſiſhen Verluſte waren ſehr erhebli<; die Einwohner von Daghar, welches am folgenden Tage von den Türken beſeßt wurde, zeigten neue große Schahtgräber, in welche die Ruſſen ihre Todten beſtattet hatten. Der Transport der Bleſſirten währte die ganze Nacht hindur<. Den nächſten Morgen gingen Nachrichten aus der Gegend von Kars bei dem Marſhall ein, welhe es als wahrſcheinlih erſcheinen ließen, daß die Ruſſen dem Zentrum von Zewin einen Beſuch abſtatten würden. An dieſem Tage ging der Marſchall in eine äußerſt günſtige befeſtigte Stellung bei Daghar über, ſendete den Prinzen Schamyl mit ſeinen Tſcherkeſſen gegen Sejdeifan in den Rü>en des Feindes, disponirte Muſa Paſcha mit 1500 Tſcherkeſſen, ſodann vier Bataillone Fnfanterie und eine Batterie nach Koraſſan, endlich drei Bataillone aus Köpriköi nah Zewin. Die eingelaufenen Nachrichten vom Feinde berichteten, daß 15 Bataillone Jufanterie, 4- bis 5000 Reiter mit 30 Geſchützen ſi< Freitag den 22. in der Gegend von Keketſh jenſeits des Soghanly-Dagh vereinigt hatten, mit der Abſicht, gegen Milliduz und Medſchingerd zu marſchiren. Es war ſomit no< niht entſchieden, gegen welhen Theil der türkiſhen Front ſi die feindlihe Expedition wenden werde, ob ſie beſtimmt ſei, dur< die Wegnahme vou Choraſſan die Verbindung zwiſchen den beiden türkiſchen Heerestheilen zu unterbrehen, oder die Stellung von Zewin in einer ihrer Flanfen umfaſſend anzugreifen. Daß der Verſu<h gemaht werden würde, die Stellung von Zewin in der Fronte zu erzwingen, daran dachte im türkiſhen Lager Niemand. Die Commandanten in Choraſſan und Zewin erhielten ſohin den Auftrag, ſi< gegenſeitig nah Möglichkeit zu unterſtüßen und nah Kräften Widerſtand zu leiſten, im Nothfalle jedoh ſi< in Köpriköi zu vereinigen. Der Marſhall hielt ſeine Anweſenheit in Daghar noch für nothwendig.

Man war in Zewin no< denſelben Tag mit den feindlihen Vortruppen in Berührung gefommen und ſtand am Vorabende einer entſcheidenden Schlacht.

Hieg der Türken bei Zewin.

Jm Lager von Zewin waren die Truppen der ruſſiſ<en Colonne von Milliduz aus bereits in Sicht und man ſah voll Erwartung dem Kampfe entgegen, der ſi<h am nächſten Morgen entſpinnen mußte, Ahmed Mukhtar Paſcha hatte bei ſeinem Abgange nah Delibaba, dem Civil - Gouverneur von Erzerum, Ys mail

Paſha, derſelbe beſit den Rang eines Muſchirs, in das Lager berufen, um das Commando der Armee zu übernehmen. Feizi Paſcha blieb auf ſeinem Poſten als Chef des Generalſtabes, und da er die Stellung von Zewin und alle ihre nnendlihen Vorzüge, wie auh ihre geringen Schwächen genau kannte, \o fiel ihm die Lei-