Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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tung der Schlacht zu, während Fs mael den Namen dazu hergab.

Feizi Paſcha iſt kein geborner Türke, ſondern einer jener ungariſhen Ahtundvierziger, die aus ihrem Vaterlande flüchtig, von den Türken gaſtfreundli<h aufgenommen wurden. Damals hieß er Oberſt Joſef Kollmann, früher f. fk. Capitain. Fn türkiſhe Dienſte übergetreten, zeichnete er ſi< {on im Krimfkriege als einer der Vertheidiger der Feſtung Kars aus; ſpäter leitete er die Arbeiten bei dem Bau der Straße von Trapezunt na< Erzerum, die dann bis Bajazid verlängert wurde; 1872 wurde er Diviſion8general. JFS8mail hat großen Einfluß bei den kur--

diſhen Stämmen, welchen er ſelbſt angehört. Er hat es im Militärdieuſte bis zum BrigadeGeneral gebracht, wurde ſpäter dur< längere Fahre als Gouverneur von Diarbekir verwendet, erhielt als ſolcher den Rang eines Veziers und fungirte ſeit einem Fahre als Vali von Erzerum. Seine Abreiſe von Erzerum gab dort in den Kréiſen des engliſhen und perſiſhen Conſuls natürlih Anlaß, daß der Gouverneur ſi<h vor den Ruſſen geflüchtet habe. Fsmail iſt ein alter reſpectabler Herr, der mitten im Kanonendonner und Kugelregen auf ſeinem Feldſeſſel ſaß und in einem antiken, mit {ón gemalten JFnitialen und Miniaturen verſehenen Gebetbuche blätterte. Um vollſtändig zu ſein, muß noh hinzugefügt werden, daß Ahmed Mukhtar Paſcha während der Schlacht ſeinen Adjutanten, Major Osman Effendi, auf das Schlachtfeld entſendete, welher um Mitternaht na<h einem raſenden Ritte von Chaly-Jazy ankam, des Morgens im Auftrage des Marſchalls wichtige “ Punkte der Peſition beſichtigte, den Commandanten die Anſicht ihres Feldherrn mittheilte, ſelbſt in Augenbli>en der Gefahr ſi<h an die Spitze der zum Bajonnet-Angriſfe vorſhreitenden Truppen ſtellte — mit einem Worte einen bedeutenden Antheil am Siege dur<h ſeine hervorragende Thätigkeit fi< zu erwerben wußte. Die Armee war ſona<h in guten Händen, die Truppen hatten die Nacht in ihren Shüßengräben und Verſchanzungen zugebracht, als ein herrlicher Sommermorgen mit den blendenden Sonnenſtrahlen und der reinen Luft der Hochgebirge heranbra<, um zu einem Tage des wildeſten Kampfgetümmels und der begeiſtertſten Siegesfreude für die ottomaniſhen Krieger heranzuwachſen. Um - dem Leſer ein deutlihes ‘Bild der bemerkens8werthen Vorgänge zu geben, und um gleichzeitig die Unerklärlihkeit des ruſſiſhen Gefeht8planes und die großen Fehler in ſeiner Ausführung darzuthun, muß die Zewiner Poſition genau beſchrieben werden.

Der Chan-Suju, ein Nebenfluß des Araxes,

entſpringt im Soghanly-Dagh und bildet ‘im Weſten längs der Ausläufer des genannten Gebirges einen nahezu vertical von Nord nah Süd auf das Araxesthal zulaufenden TerrainAbſchnitt. Das Chan-Suju-Thal iſſt zumeiſt \<mal und erweitert ſi< nur ſelten zu bedeutenderen Einbuchtungen in die Thalwände, wel lettere an beiden Ufern ſteil, mitunter felſig und zerklüſtet anſteigen. Ueber den in zahlreiche Kuppen formirten, ſüdweſtli<h vom Orte Zewin gelegenen Anhöhen breitet ſi< eine ſanft na< Weſten in der Richtung von Köpriköi abfallende Hochebene, Hürüm-Düzü genannt, an deren Oftrande Ahmed Mukhtar ſeit vier Wochen ſein Lager aufgeſchlagen hatte, in welchem er nah und nah beinahe alle ſeine ungeübten und an das Kriegsleben niht gewohnten Truppen einzuſhulen verſtand.

Ein Bogen des Chan-Suju, der von Zewin aus gegen Südweſt zieht, bildet einen Abſchluß der Poſition gegen den re<ten Flügel, während im Norden der Stellung ein tiefes, dur< einen Nebenfluß des Chan-Suju gebildetes und von Weſt nah Oft ſtreihendes, bei Zewin ausmündendes Seitenthal eine ähnlihe Anlehnung für den linken Flügel abgibt.

Der zwiſchen dem Bogen des Chan-Suju, dem Zewiner Seitenthale desſelben und dem Oſtrande der Ebene Hürüm-Düzü gelegene gebirgige Halbkreis wird in Hinkunft das Schlacht feld von Zewin heißen.

Dieſer Halbkreis zerfällt in zwei Theile. Eine zu dem Rande von Hürüm-Düzü in mehreren Windungen nahezu parallel laufende Sehne trennt den öſtlichen, ſteil zerklüſteten, feſſelartig ſi< vertiefenden Theil von dem weſtlichen, der eben mit einem lei<hten Abfall nah Süden verläuft. Dieſe Theilungslinie zicht auf einem Höhenkamme mit drei ſteil emporragenden Spitzen hin und wird dur<h eine Reihe von Befeſtigungen - und Batterien gebildet, innerhalb welcher das erſte Treffen der Türken ſeine Aufſtellung fand. Der öſtlihe Rand der Ebene Hürüm-Düzü, gleichfalls dur<h Schützengräben

. verſtärkt, nimmt das zweite Treffen auf. Gleich"

bei dem erſten Anbli>e dieſer Poſition muß ſelbſt der Laie die außerordentli<hen Schwierigkeiten des Angriffes auf das erſte Treffen in der Front erkennen, da dieſe Treffenſtellung niht nur alle aus dem Chan-Suju-Thale in die Ebene führenden Wege und Pfade aufnimmt und hbeherrſ<t, ſondern au< alle ihr vorliegenden freuz und quer laufenden Schluchten, welche ſehr tief liegen und ſonſt leiht für Sturmcolonnen zu Sammel- und Waffenpläßen dienen könnten, beſtreiht oder gar von zwei oder mehreren Seiten unter Feuer nimmt. Ebenſo raſh, fönnte man fagen, würde man ſi< beſtimmt finden, einem der: beiden Flügel dieſer fur<t-