Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

neun vom Mannſchaſtsſtande; ſehr \{<wer verwundet Lieutenant M. Pereleſ<hin und zwei Matroſen ; ſ<hwer verwundet Lieutenant Kr otkoff, Midſhipman Petroff und vier vom Mannſchaftsſtande; leiht verwundet oder contuſionirt der Commandant Capitän -Lieutenant Baranoff, der erſte Lieutenant W. Perel e\<in und der Junker JFakowleff, Bruder des getödteten Fähnrihs, ſowie elf Mann. Ueber die Schäden und Verluſte des türkiſhen Schiffes, als welhes man den „Fethi Bulend“ bezeihnete, war nihts Näheres bekannt, und mote auh kaum etwas Sicheres bekannt werden. Der „Fethi Bulend“ war eines der beſten türkiſchen Panzerſchiffe, es hatte ein Deplacement von 4687 Tonnen, Maſchinen von 750 nominellen Pſferdekräften, einen Panzer von aht Zoll Dite, zählte 640 Mann Bemannung und war nah den Schiffsliſten mit a<ht Stü> neunzölligen Armſtrong-Kanonen armirt, ſeine Schnelligkeit betrug über 13 Knoten. Der Commandant der „Veſta“ bemerkte in ſeinem offiziellen Bericht

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ausdrü>li<, der Offizier, der auf dem türkiſchen Schiffe das Commando zu führen ſcien, den Spiegelſextanten handhabte und das Feuer commandirte, ſei von den übrigen türkiſchen BordOffizieren verſchieden, auf europäiſche Art gekleidet geweſen und hatte eine engliſhe Marinc=müße mit Schirm auf, während die übrigen Offiziere im rothen Fez erſchienen ; desgleichen will man unter der Bemannung fremde, nihttürkiſhe Geſtalten bemerkt haben. Die Vermuthung, daß ſi< unter der Bemannung des türkiſchen Panzerſchiffes Engländer befanden, war nicht ohne Grund, da es ſi< beſtätigte, daß einige Tage nach der Exploſion des „Lutfi Djelil“ bei Matſchin eine Leiche aufgefiſ<ht wurde, bei der man nebſt einem ziemli< anſehnlihen Betrage in engliſhem Gelde au< no< ein auf einen engliſhen Namen lautendes, kaum vor vierzehn Tagen an Bord des engliſchen Artillerie-FFnſtructions\chifffes in Portsmuth ausgeſtelltes Entlaſſung8-Certificat vorfand.

Niederlage der Ruſſen bei Ylewna.

Durch volle zwei Monate, ſeitdem die erſten Kanonenſchüſſe an der Donau erdröhnten, war man in Ruſtſhuk und Schumla ohne jegliche Nachriht über Osman Paſcha. Man wußte zwar, daß dieſer eben ſo tüchtige als ſ<hneidige General, der jüngſte Marſchall im türkiſchen Heere, wenn man ihm ‘nur halbwegs Freiheit im Handeln ließe und niht jede ſeiner Bewegungen dur< die Choura (Kriegsrath) controliren und hemmen würde, in ſeiner Sphäre Großes zu leiſten im Stande ſei. Bei Beginn des Krieges hatte Osman Paſcha, welcher ohne erhaltenen Auftrag ſhon zu Ende des Vorjahres Vorbereitungen zu einem Brüenſchlage na< Kalafat traf, drei-, viermal, das legte Mal in einer ziemli<h umfangreichen Denkſchrift, ſi< an Serdar (Generaliſſimus) und Seraskierat (Krieg8miniſterium) mit der Bitte gewendet, ihm die Erlaubniß zu geben, den Strom zu überſchreiten. Vergebens! Ja, als die rumäniſhe Kriegserklärung kam und Dorobanzen und walachiſche Junfanterie ganz ungenirt türkiſhe Schiffe be\hoſſen und von Oltenißa aus die Kanonade auf Turtukai eröffnet wurde, telegraphirte er, ob, noh war hierzu Zeit, Kalafat beſet werden ſolle. Er erhielt niht einmal eine Antworl. Ziemlih erbittert, ſagte O8man Paſcha den hohen Herren in Schumla und Stambul ein paar derbe Wahrheiten und beſchränkte ſi< darauf, das ihm anvertraute Widdin gegen Ruſſen und Walachen zu vertheidigen. Doh auch hierin

wurde ex zahlreihen Bevormundungen durch Krieg8miniſterium und Obercommando ausgeſeßt, und als er, um den Batteriebau der Rumänen zu hindern, das Feuer gegen die Arbeiter eröffnete, erhielt er ſofort telegraphiſhen Befehl, dasſelbe unverzügli<h einzuſtellen und ſi< nur auf die Vertheidigung zu beſchränken. Murrend gehor<te O8 man, welcher wohl wußte, daß eine ausgiebige Offenſive (Angriff) mitunter auh Hauptbedingung einer guten Defenſive (Vertheidigung) iſ. Deshalb verhinderte er die Feſtſebung der Rumänen auf der Smurda-Fnſel, fanonirte au<, troy der ungünſtigen Lage Widdins, dem dasſelbe beherrſchenden Kalafat gegenüber, ſo waer darauf los, daß ſtets das Feuer der feindlichen Geſhüße bald erſtarb und die von demſelben in Stadt und Feſtung angerichteten Schäden verhältnißmäßig ziemli<h bedeutungslos waren.

Als die Abſiht der Ruſſen, au< an der oberen Donau überzugehen, dur< die Kanonaden von Ruſt\<uk und Nikopolis immer deutliher zu Tage traten, da bat Os8man Paſcha den Serdar wieder, mit ſeiner Garniſon, welche viel zu groß für Widdin war, zur Hauptarmee ſtoßen zu dürfen, und ſelb nachdem die Ruſſen dur die Unfähigkeit des Serdars, dur<h die niederträchtige Faulheit Ahmed Hamdi's ſih Siſtowos bemächtigt und ſofort mit ihren leihten Reiterſhaaren heuſhre>enartig ſi< in ganz Bulgarien verbreiteten, wurde ihm niht