Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

welchen er von Widdin herangerückt war und

15—18.000 Mann, die von Niſh, Pirot und -

Sofia kamen, zuſammen alſo 45—48.000 Mann, darunter gegen 40.000 Combattanten. Die Türken fohten in der Defenſive; die Ruſſen griffen an und wurden na<h einem achtſtündigen intenſiven „ Kampfe mit einem Verluſte von 5—6000 Todten und Verwundeten zurü>gewieſen, ohne verfolgt zu werden und ohne dem Feinde Trophäen zu überlaſſen. Die Ruſſen waren demnach niht in der Lage, die Zerrüttung, welhe na< Plewna in ihren Reihen Eingang gefunden, zu erklären ; ſie mußten zugeben, daß dieſelbe tiefer liegenden und ſ<werer zu beſeitigenden Urſa<en zuzuſchreiben war, als den Folgen eines Stoßes auch der ganzen Armee. Es mußte nothwendig auf eine mangelhafte Taktik und auf Fehler in der Truppenverwendung ge\{<loſſen werden. Fn der That fußt die ruſſiſhe Taktik noch immer auf dem Angriff mit dem Bajonnet, welhe im Verein mit der ebenſo veralteten Maſſenverwendung, die bis dahin den ruſſiſ<hen Corpsführern beliebte, die Truppen gegenüber dem Hinterlader faſt zum bloßen Kanonenfutter herabſeßt. Die neu mobiliſirten ruſſiſchen Truppen können eben nux theilweiſe und erſt ſpät zur Verwendung fommen. Dazu trägt viel die Mangelhaftigkeit des ruſſiſchen Eiſenbahnneßes bei. Die Deutſchen hatten im Jahre 1870 fünf durhlaufende Eiſenbahnlinien gegen die franzöſiſhe Grenze, auf denen ſie täglich über 300 Züge ablaſſen konnten, dabei hatten ſie alles große Krieg8material in ihren Grenzfeſtungen und fonnten einzelne Diviſionen während des ganzen Feldzuges ihres Verpflegs-Trains entbehren. Die Nuſſſen hingegen beſißen nur eine einzige gebreclice, mit höchſtens aht Zügen tägli verkehrende Eiſenbahnlinie, auf welcher ſie aber au< Alles, ſogar Schiffe heranbringen müſſen. Sie vermögen daher faum in zwei Monaten dies zu leiſten, wozu den Deutſchen ein Tag genügte.

Capitän=Lieutenant M.

Uebrigens wurde von Seite der Ruſſen mit Bravour gekämpft. So wurde z. B. dem 17. und 19. Regiment am 17. d. der Auftrag gegeben, auf der ſüdli<h na< Plewna führenden Straße vorzugehen und Plewna zu nehmen. Größere türkiſhe Truppenmaſſen konnte man nit, als ſ<on lange in Plewna anweſend vorausſeten, da ſolche jedenfalls die Truppen von Nikopolis vor einer Kataſtrophe hätten retten müſſen. Aus dieſem Grunde ſchien es nur nothwendig, einer Brigade den obigen Auftrag zu geben. Am Nachmittag des 19. langte die Brigade des 17. und 19. Regiments mit einer Sotnie Koſaken und fünf Batterien vor Plewna an. Man fand Plewna beſet und hegann nun einen erfolgloſen

Geſchüßkampf bis zum Abend. Am 20. drangen vier Compagnien des 17. Regiments in Plewna ein und ſetzten ſih in demſelben feſt. Die ſämmtliche Jufanterie, unterſtüßt von der Artillerie

und dem nachgeſchi>ten 18. Regiment, ſ<ritt zum Angriff auf die türfiſchen Stellungen, und Theile des 19. Regiments drangen ſogar in die türkihen Batterien ein. Es waren keine Meldungen von der Flanke eingetroffen, daß no<h größere

e Truppenmaſſen der H, Baranoff. Türken im Anmarſch

ſeien, und von Wid-

din aus war dies

au<h undenkbar. Da

meldeten fi<h die Das Terrain bei Plewna iſt ſehr coupirt, und die Abhänge ſind voll fleiner Büſche, die Brücke über die Vid war in den Händen der Türken und man hatte ruſſiſcherſeits ni<ts gethan, ſi< derſelben zu bemächtigen. Von Weſten her empfing die ruſſiſhen Regimenter nun ein ungeheures Feuer aus allen kleinen Büſchen und Heten heraus, ſowie von der Chauſſee her. Der ſ<on verwundete Oberſt Roſenbaum des 17. Regiments rief ſeinen Leuten zu: „Noch einmal darauf mit Hurrah!“ aber in Flanke und Front wurden die Truppen mit Kugeln überſchüttet, Oberſt Roſenbaum erhielt einen zweiten tödtlihen Schuß dur<h den Kopf, noh

Truppen ſelbſt an.