Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Er fuhr am 28. Mittags über EsfkiDjumain's Truppenlager na<Kibir-Junikiövi. Hier hatte ſchon - zwei Tage früher Prinz Haſſan, der Commandant der egyptiſchen Hilfstruppen, das Commando über ſämmtliche Truppen übernommen. Dieſelben beſtanden aus der Diviſion Ferik Salih Paſcha — mit den Brigaden Aſſim und Sabit Paſha 6 Bataillone egyptiſcher Hilfstruppen, 6 Batterien, 1 Cavallerie-Regiment und etwa 2000 Tſcherfeſſen und Baſchi-Bozuks. Der Hauptangriff auf die Poſition von Karaha ſſankiöi ſollte indeß die Diviſion Nedjib Paſcha vollführen, welche bisher den linken Flügel der Aufſtellung des Corps Ahmed Ejub bei Rasgrad bildete. Demzufolge erhielt auh Nedjib Paſcha. den Auftrag, am 29. nah Sadina abzurü>en und von dort aus am 30. den Angriff auf die feindliche Poſition einzuleiten.

Bevor wir zur eigentlichen Gefechts\cilderung ſhreiten, möge, des leichteren Verſtändniſſes wegen, eine kurze Darſtellung der Terrainb eſhaffenheit des Gefechtsfeldes vorausgeſendet werden. Der Kampfplaß am 30. umfaßte die Hochebene von Karahaſſankivi mit ſeinem Oſt- und Weſthange, den ſüdöſtlih anſchließenden Karadirli-Bair und die beiderſeitigen Begleitungs8abhänge des Kara-Lom von Gagowa bis Fazlar. Das Plateau von Karahaſſankiöi bildet ein theils mit Feldern und Wieſen, theils mit Wald bede>tes Hügelland, welches ſteil gegen den Weißen Lom, ſanft gegen den S<hwarzen Lom zu abfällt. Der Oſthang iſt ſtellenweiſe bewaldet, der Weſthang frei und offen.

Die Thalbegleitungen des Kara-Lom fallen re<ts weniger fteil als links gegen den Fluß zu, ab. Die links\eitigen Begleitungsabhänge ſind oſtmals dur< Niſſe oder ſteile Mulden dur<hſchnitten und wenig bede>t. Dex Lom hat zwiſchen Jazlar und Gagowa eine Breite von kaum 30 Sritten; nichtsdeſtoweniger iſt er ſeiner tief ſ<lammigen Ufer wegen ohne künſtlihe Vorbereitungen niht zu dur<waten. Von den im Lomthale gelegenen Orten, hat nux dex auf der Höhe gelegene, das Thal dominirende Ort Papfkiöi eine taktiſche Bedeutung. Alle anderen Ortſchaften werden von beiden Seiten aus beherrſ<ht und eingeſehen und haben ſomit für ſi< feine militäriſhe Wichtigkeit.

Die Poſition Karahaſſankidbi hatten die Ruſſen ſtark befeſtigt. Zwiſhen den Orten Karahaſſankiöi und Bektrin-Jennikiöi waren drei Redouten erbaut, in Front und Flanke Jägergräben errihtet und die Waldbegrenzungen in vertheidigungsfähigen Stand geſetzt. Die Verſchanzungen waren mit zwei Batterien, die ſpäter no< dur< eine verſtärkt wurden, armirt. Auf dem Hange ſüdli< von Haidarkidi

waren gleihfalls vier Batterien nux mit vier Geſchüßen in Zwiſchenräumen von 80 bis 100 Schritt rückwärts von einander in die Erde eingegraben. Am 29. Abends hatten die türkiſhen Truppen, wel<he an dem Kampfe am 30. theilnehmen ſollten, nachfolgende Aufſtellung: Die Diviſion Nedjib Paſchas ſtand bei Sadina, das Corps des Prinzen Haſſan lagerte bei Kibir-Jenikiöi, die Vortruppen waren einerſeits gegen Karahaſſankivi, andererſeits gegen den Lom vorgeſchoben. Für den 30. hatte Mehemed Ali folgende Angrifſs-Dispoſitionen getroffen: Die Diviſion Nedjib Paſchas greift die Poſition Karahaſſankiöi in der Front an. Die Brigade Sabit Paſchas dirigirt na< einleitendem Artilleriekampfe vier Bataillone über Baſisler gegen die re<te Flanke der feindlichen Poſitionen, während zwei Bataillone gede>t gegen Haidarkidöi vorzurü>en haben. Frreguläre demonſtriren gegen Jazlar, die Brigade Aſſim und die ſehs egyptiſhen Bataillone rü>en gegen Sahar-Tepe vor und verbleiben daſelbſt bis auf Weiteres in Neſerve-Aufſtellung. Die Truppen rü>en mit Tages8anubhru< aus ihren Lagern ab. Eventueller Rückzug für den re<hten Flügel Rasgrad, für das Centrum und den linken Flügel die befeſtigte Stellung bei Kibir-Fenikiöi, eventuell EsfkiDjuma. Am Sahar-Tepe wurden zwei gede>te Batterie-Stellungen und, 1500 Meter am Hange gegen den Feind vorgeſhoben, De>ungen für drei Withworth-Geſchüßze hergeſtellt.

Den erhaltenen Dispoſitionen gemäß rü>ten die Truppen mit Tagesanbru<h aus ihren Bivouaks ab. Der bedeutenden Entfernung und des ſhle<ten Weges wegen traf das Corps des Prinzen Haſſan erſt nah zehn Uhr Vormittags in den für dasſelbe beſtimmten Stellungen ein.

Sabit Paſcha ſtand um dieſe Zeit bei Baſisler. Mehemed Ali, begleitet von Haſſan Paſcha und ſeinem Stabe und mehreren Correſpondenten, welche aufgefordert wurden, ihm zu folgen, erreihten genau um elf Uhr die Höhe von Sahar-Tepe.

Wenige Minuten, nachdem der Marſchall die Höhe Sahar-Tepe erreichte, hörte man das erſte Geſchübfeuer aus der Richtung von Karahaſſankiöi. Fn raſher Folge hatten ih dort drei ruſſiſche und vier türkiſche Batterien in's Feuer geſeßt, welhem Beiſpiele bald die ruſſiſchen Batterien bei Haidarkiöi und die türkiſchen am Sahar-Tepe und deſſen weſtlichen Hange folgten. Es entwi>elte ſi< jeßt ein 3*/„\tündiger intenſiver Artilleriekampf. Um halb drei Uhr Nachmittags hörte man das erſte Kleingewehrfeuer. Es war die Jnfanterie Nedjib Paſchas, welhe mit der ruſſiſchen Jnfanterie in den Kampf kam. Kurz nah halb drei Uhr rü>te Sabit Paſha mit vier Bataillonen von

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