Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Trote aber ſte>te die Verzweiflung und bejammern8swerther erſhien Manchem der Czar, als die Opfer des Schlachtfeldes.

Die Ruſſen wollten der erſten Niederlage von Plewna niht glauben. Sie ſahen ſi< in zwei Weſlttheilen beſiegt, ſie ſahen ihre Fehler und Schwächen aufgede>t; aber ſie weigerten ſi, das Rechnungsergebniß aus den Thatſachen zu ziehen. Es waren ja no< Soldaten und Kanonen vorhanden, man konnte neue Schlachten riskiren. Jeßt war auh der ruſſiſhen Armeeleitung die Bedeutung der erſten Schlacht von Plewna deutlih geworden.

Es möge uns hier geſtattet ſein, ſhließli< über die militäriſ<he Laufbahn eines der volksthümlichſten und vielgenannteſten Generale der ruſſiſchen Armee eingehender zu ſprehen. Und fürwahr, es bleibt der am erſten Schlachttage vor Plewna vom Czaren zum General-Lieutenant beförderte junge Truppenführer Michael Dimitrijewitſ< Skobeleff II. eine der intereſſanteſten Perſönlichkeiten aus dem orientaliſchen Kriege.

Obgleich dieſer ſhneidige General, ein Sohn des activen General-Lieutenants Skobeleff, erſt zweiunddreißig Jahre alt iſt, ſo zählt er in Rußland dennoch zu den geachtetſten und volksthümlihſten Commandanten ; es weiß dort Federmann, auf welhe Weiſe er ſi< ſeine erſten Lorbeeren geholt hat. Als Stabsrittmeiſter befand er fich Ende 1870 und Anfangs 1871 in der Militärſtation Krasnowodsf, wo der damalige Commandant zur Vorbereitung der ſ<hon damals geplanten militäriſhen Unternehmung gegen Khiwa zahlreihe und gefährli<he Recognoscirungen nah der Richtung des Oaſenſtaates anſtellen ließ. Die Endpunkte dieſer Streifzüge waren einerſeits die Brunnen Uzun-Kuzu und Sary-Kaniſch, andererſeits der untere Terek-Lauf, der bekanntlich die Grenze zwiſchen der perſiſhen Provinz Khoraſſan, dem unbegrenzten und unbeſtimmbaren Turkmenen-Texritorium und dem ruſſiſ<hen transfaspiſhen Militärbezirk von Krasnowodsk bildet.

Der junge Skobeleff, damals ſe<Zundzwanzig Jahre alt, war es, der hierbei Vorzügliches leiſtete und dur< ſein zähes Aushalten an der vorgeſtre>ten Aufgabe, dur< unbeugſamen Willen und eine Energie ohne Gleichen in dem ihm angewieſenen Küſtengebiete niht nur hohwichtige geographiſche Entde>ungen, ſondern auh den militäriſhen Charakter der Expedition dur topographiſhe Aufnahmen, Eruirung der wihtigſten Karawanenwege und Unterſuhung der einzelnen Brunnen in jeder Richtung vollkommen gere<ht wurde. Namentlich das leßtere ſchien für den geplanten Kriegszug von größter Wichtigkeit, denn niht alle Brunnen der Turkmenen-Wüſten enthalten Süßwaſſer, von vielen iſt es ſalzig,

900

bei manchen nur brafiſ< (unbrau<hbar). Bei dieſen militäriſ<hen Expeditionen wurde auh die Exiſtenz des alten Oxus-Bettes conſtatirt und ein großer Theil des ſeit undenklichen Zeiten tro>en liegenden Strombettes unterſucht, und zwar in einer Längenausdehnung von etwa ſe<8unddreißig Meilen von der Mündungsſtelle am Kas3pi-Meer gegen Oſten. Jn noch viel größerem Maßſtabe wurden derlei militäriſche Expeditionen im darauffolgenden Fahre von Krasnowodsk aus durchgeführt, Expeditionen, an denen ſi< der

5D

Kaiſer Alexander und Lürſt |

junge Skobel eff als Generalſtabsoffizier ſtets im hervorragenden Grade betheiligte.

Das nächſte Fahr (1873) brachte aber die verſchiedenen ruſſiſhen Colonnen vor Khiwa, und Skobeleff, nunmehr Generalſtabs-Major, traf mit ſeinem Corps, dem Orenburgiſchen, zuerſt vor der rieſigen Lehmhüttenſtadt ein.

So weit ſi< ſein Wirkungskreis erſtre>te, befundete er überall, wie zur Zeit als Truppenführer in Bulgarien, eine fabelhafte Schnelligkeit an rihtigen und ausſ{hlagenden Dispoſitionen und energiſchen Attaquen.

RT