Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

An dem erſten Angriffe der Regimenter Atſhiran und Schirwan betheiligte er ſi jede8mal, wobei er ſi< auf unerhörte Weiſe jeder Gefahr ausſelte, was überhaupt ſeine Art iſt, wie er es auh ſpäterhin in Ferghana vor Khokand, und zulegt bei Lowtſha und Plewna bewies. Die Siſtirung der Attaquen gegen Khiwa, welche vorübergehend auf Geheiß des Generals Kau fmann ſtattfand, um Unterhandlungen anzu-

fnüpfen, ſchien niht im Geſhma>e Sk obeleff's geweſen zu ſein, denn er nüßte die kurze Waffen-

xl von Rumänien vor Plewna.

ruhe weidlih aus, um die Steppengebiete viele Meilen weit zu durchſtreifen und die TurkmenenRudel zu Paaren zu treiben.

Da nahte die zwölfte Stunde, der Sturm auf die Stadt, und wieder war es Sfkobeleff, der als Erſter, an der Spiße einer Sturmcolonne dur< die vertheidigten Breſchen in's Jnnere der Reſidenz Mehemed Rehim's, des

901

|

widerſpenſtigen Khans, eindrang. Dieſe That trug ihm den Georgs-Orden vierter Claſſe ein. Zwei Jahre ſpäter (1875) errang er ſih die höhere (dritte) Claſſe dieſer militäriſ<hen Auszeihnung und den goldenen Säbel der Tapferkeit gelegentlih des Kriegszuges gegen Khokand. Seine leßten Thaten trugen ihm indeß niht nur Ehrenzeichen allein, ſondern au, troy ſeines jugendlihen Alters, die Stelle eines Militärgouverneurs von Ferghana ein, indem er gleihzeitig den goldenen Degen mit Brillanten und den Wladimir-Orden erhielt.

Gegen die feindlihen Kugeln ſcheint der junge General thatſähli< gefeit zu ſein. Fn den turfeſtaniſhen Affairen als kühner Eclaireur (Plänkler), immer mit den erſten Koſaken dem Feinde an den Ferſen, der Erſte im feinlihen Lager oder in der Breſche, hat er an ſeiner eigenen Perſon niemals Schaden genommen, aber die Pferde, welche zwiſchen ſeinen Beinen fielen, mögen nah Dußgenden zu zählen ſein.

Bei Plewna verlor er in dem laufenden Feldzuge allein das ſe< ſte Pferd. Es ſtürzte, als fi der General am 12. September, während des ſe<ſten und lebten türkiſhen Angriffes gegen die kleinere Krſchine-Redoute, an die Spiye ſeiner lezten Reſerve, eines Schütenbataillons, ſtellte, um es eiligſt in die mit ſo vielen Opfern genommene Verſchanzung zu werfen. Unbeſchädigt eilte er zu Fuß, dem entſeßli<h mitgenommenen Bataillon voraus. Da wälzten ſi< ſeine übrigen Bataillone, zerrüttet und zerſprengt den Bergesabhang herab und reißen die Vepſtärkungen mit ſih în die Flucht.

Skobeleff iſt von hoher, ſchlanker Geſtalt, mit blondem Bart und einnehmenden Geſichtszügen. Er beſit cine au8gezeihnete Bildung und ſpricht fertig deutſh, franzöſiſh und engliſh. Sein junger Kriegsruhm und ſein raſhes Avancement haben ihm in der ruſſiſhen Armee den Neid und die Eiferſucht vieler der anderen Generale zugezogen. “So ſagte man z. B. allgemein, daß der General Lewicky am 12. September Sfkobeleff nur aus Eiferſuht die verlangte Unterſtüßung verweigert habe, was zur Folge hatte, daß die mit ſo viel Blut eroberten Redouten wieder verloren gingen. Man ſprah ferner davon, daß auf Grund deſſen zwiſchen Skobeleff und Lewicky eine Herausforderung zum Duell ſtattgefunden habe, dasſelbe indeß \{<werlih vor Beendigung des Feldzuges oder Eintritt eines Waffenſtillſtandes au8sgetragen werden würde.