Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

founte man auh von den Höhen bei Czerkfowna deutli wahrnehmen, daß der Feind eifrig mit Schanzarbeiten beſchäftigt ſei. Da Mehemed Ali dieſe Höhen unbedingt zur Fortſetzung der Offenſive benöthigte, ſo wurde beſchloſſen, die dortigen ruſſiſhen Stellungen am 21. d. anzu: greifen. Hatte der Armee - Commandant dieſe Abſicht, dann mußte es umſomehr überraſchen, daß verhältnißmäßig ſo geringe türfiſhe Kräfte in den Kampf gebra<t wurden, da in der unmittelbaren Nähe des Kampfplaßes noh einmal ſo viel Truppen campirten, als an dem Gefecht direct engagirt waren.

Die Poſition, welche das Corps Prinz Haſſan nah der Beſißnahme von Czerkowna ſofort beſeßen und dur Verſchanzungen verſtärken ließ, lag längs der Straße CzerkownaBodiya auf den größtentheils bewaldeten Höhen, welche auf dem re<ten Ufer des Fordanhaches hinziehen. Die ſüdweſtlichen Häuge dieſer Höhen ſind ungleihförmig geböſht, theilweiſe mit Wald und Wieſen bede>t, geſtatten eine vollkommen gede>te Aufſtellung und zum Theile auh gede>te BVorrü>ung. Gegen Norden zu iſt der Kamm dieſer Höhen dur<h große Mulden von ſelbſtſtändig auftretenden Bergkuppen getrennt, welche die vorliegenden Höhen noh überragen und trefflihe Geſchüßz-Poſitionen gegen die feindlihe Stellung abgeben. Kuppen und Mulden ſind mit dihtem Walde bede>t. Die Frontausdehnung der Poſition beträgt etwa ſieben Kilometer. Das Centrum bildete die bewaldete Höhe nördlich von Czerkowna und öſtlih der Straße. Der rete Flügel ohne | beſondere Anlehnung, ſtand etwa drei Kilometer weſtli< Czerkowna, der linke im Walde, gegenüber dem auf dem linken Ufer des Jordanbaches gelegenen Dorſe Jüriklar. Die türkiſche Stellung wurde ſofort nah der Beſilznahme von Czerkowna dur Anlagen von Verſhanzungen, gede>ten Batterieſtänden und JFägergräben in Front und Flanke befeſtigt. Die Türken unterlaſſen überhaupt nie die Borſicht, Poſitionen, die ſie beziehen — und wäre dies auh nur vorübergehend — glei<hzeitig mit der Beſebung dur< künſtlihe Mittel zu verſtärken, um denſelben eine größere Widerſtandskraft zu verleihen, und verſtehen es, ſi dieſer Aufgabe mit viel Geſchi> zu entledigen.

Für die beabſichtigte Recognoscirung verfügte der Marſchall am Morgen des 21., daß die für den Kampf beſtimmten Truppen um elf Uhr Vormittags nachfolgende Auſſtellungen genommen haben müſſen: 3 türkiſhe Bataillone unter Commando des Liva Aſim Paſcha, den re<ten Flügel bildend, auf dem bewaldeten Hange weſtli< Czerkowna ; 3 türkiſche Bataillone unter dem Liva Sad-Edin im Centrum öſtlich des genannten Ortes und 3 türkiſche und 9 egyptiſche Bataillone unter Ferik Fs8mail Paſcha

auf dem linken Flügel gegenüber Jüriklar. Die türkiſchen Bataillone des linken Flügels commandirte Liva Ali Riza Paſcha; 3 Bataillone und 2 Batterien ließ der Marſchall als DetailReſerve für Centrum und re<ten Flügel nördli< Czerkowna, 6 Bataillone und 1 Batterie unter Muſtapha Paſcha auf dem Plateau zwiſchen Czerkowna und Vodiba als Hauptreſerve zurü>. Die übrigen Truppen des aus mehr als 40 Bataillonen beſtehenden Corps des Prinzen Haſſan verblieben "in ihren Bivouaks, Außerdem nahmen an dem Kampfe türkiſcherſeits 50 Geſhüße, worunter vier egyptiſhe RaketenGeſchütze, theil. Hiervon ſtanden ſhon bei Beginn des Kampfes 18 in ihren gede>ten Geſchülzſtänden, 12 Geſhüße wurden erſt im Verlaufe des Kampfes in Verwendung gebraht. Von erſteren ſtanden auf dem re<ten Flügel 5 Geſhüße, und zwar 2 auf der Höhe, 3 am Hange und vor leßterem 4 Gebirg8geſhüße; im Centrum die große Batterie mit 13 Geſchützen und links davon 4 egyptiſhe Geſchüße. Die GeſchüßPoſitionen waren mit Nüſicht auf die TerrainVerhältniſſe vorzüglih gewählt; von ihnen aus wurde das Thal beherrſ{<t und konnte die feindliche Poſition vortheilhaft in's Feuer genommen werden.

Die ruſſiſche Gegenſtellung lag auf den linksſeitigen Uferhöhen des Jordanbaches. Sie war circa 3000 Meter, alſo auf Geſchützertrag von den türkiſ<hen entfernt, und hatte eine um etwa drei Kilometer größere Frontausdehuung als dieſe. Die dur eine ſanfte Mulde führende Straße von Czerkowna nach Cairköi durhſ<neidet die ruſſiſhe Poſition in der Mitte. Hart weſtlih an der Straße liegt in einer feſſelförmigen Senkung der Ort Verbota. Derſelbe hat keinen taftiſ<hen Werth, da der Beſitz desſelben von jenem der umliegenden Höhen abhängig iſt. Nordweſtlich von Verbota breitet ſi< cin hohſtämmiger Wald aus, der den linken Flügel der Stellung bildete. ' y

Der rechte Flügel der ruſſiſchen Auſfſtellung lehnte ſi< an einen in der Richtung auf Füriklar ziehenden Einſchnitt, der eine gede>te Aufſtellung und Vorrü>ung von Truppen begünſtigte.

Der Jordanba<h, der vom Beginne des Kampfes die beiderſeitigen Aufſtellungen trennte, iſt wohl nur 15 bis 20 Schritte breit und ein bis 1°/, Fuß tief. Er hat aber ſtellenweiſe ſumpfige Ufer und ſumpfigen Grund, ſo daß das Ueberſchreiten desſelben ſelbſt für Jufanterie mit einigen Schwierigkeiten verbunden iſt. Das Thal des Jordan iſt etwa 200 bis 300 Meter breit, mit Feldern und Wieſen bede>t.

Genau um elf Uhr gab der Marſchall der in gede>ten Batterieſtellungen poſtirten Artillerie Befehl zur Eröffnung des Feuers. Letzteres wurde von den Nuſſen ſofort erwidert. Der Feind {df