Geschichte der französischen Revolution

56 IV. Kapitel. Der Nationaltonvent.

und die Deſpoten den Eindru> auf der Stelle ausbeuten“. Das ärgſte aber leiſtete ſi<h Robespierre mit ſeiner berühmten Rede vom 5. Dezember 1792: „Hier iſt kein Prozeß zu führen, Ludwig iſt kein Angeflagter, und Ihr ſeid keine Richter, . . Ludwig muß ſterben, damit die Republik am Leben bleibe“. So hoffte er dur den Tod des Königs den innern Frieden und die Ruhe an den Grenzen zu erhalten, während in Wirfkli<hkeit aus dem Prozeß gegen Ludwig erſt der volle Terrorismus und der Weſltfrieg hervorging, der die Republik vernichtete.

Ein neues Licht kam in die Verhandlungen durch die Geheimniſſe des eiſernen Schrankes ; doh hat Ludwig die Echtheit dieſer Papiere nie anerkannt. Erbittert dur< die neuen Beweiſe des Derrats, willigte die Gironde ein, daß der König vor dem Nati=z onalfkonvent gerihtet werden ſollte; gleihzeitig aber wünſchte ſie, das Volf in den Urverſammlungen darüber zu befragen. Nachdem der Appell ans Volf abgelehnt war, verlas am 10. Dezember Robert Lindet die Anflageſhrift: Man warf Ludwig vor, daß er die Sißung des 5. Standes hindern wollte, daß er ein reaftionäres Miniſterium berief, die Beſchlüſſe des 4. Auguſt 1789 niht beſtätigte; daß er Mirabeau in ſeine Dienſte gezogen, zu entweichen verſuht, dem Auslande und den Provinzen gegenüber ſi<h untätig verhalten habe ; daß er Armee, Marine und Kolonien vernahläſſigt, gegen die Prieſterdefrete Einſpru<h erhoben, die föniglihe Garde verfaſſungswidrig zuſammengeſezt und am 10. Auguſt Widerſtand geleiſtet habe.

Inzwiſchen verlebte die königlihe Familie im Temple traurige Tage, der föniglihen Abzeichen entkleidet, mit ausgeſuhter Brutalität behandelt. Man erlaubte der unglüdlichen Mutter niht, bei ihren kranken Kindern zu wachen, man ſpielte den Gefangenen eine Flut gemeiner S<hmähſcriften in die Hände. Da war ein Kanonier abgebildet, der das Haupt des Tyrannen gegen den Feind ſ<oß, oder Marie Antoinette mit entblößtem Hals, na>ten Armen und Beinen als Bachantin dargeſtellt, zur Seite ihr Gemahl als Bachus, der Dauphin als RKupido. In verwahrloſter Kleidung erſhien Ludwig am 11. Dezember zuerſt als Angeklagter vor der Verſammlung, die Anklageſchrift zu vernehmen, deren 353 Punkte ec in ruhiger Haltung beantwortete. Er leugnete alles und wollte als völlig unſchuldig erſcheinen. In den Temple zurü>gekehrt, durfte er