Geschichte der französischen Revolution

Die Schre>ensherrſhaft. 61

ner. Es kam nun die Seit, wo Talleyrand ſagen konnte, wenn man ihm vorwerfen würde, er habe die zwei Türme von NotreDame eingeſte>t, ſo bliebe ihm nichts übrig, als ſ{leunigſt zu fliehen, um ſi einer gerihtlihen Unterſuhung zu entziehen. Am 10. März 1795 wurde das zweite Revolutionstribunal errichtet, ein außerordentliches Gericht mit Geſhworenen beſeßt, gegen das es feine Appellation mehr gab; ſeine Befugniſſe wurden noh erweitert, und im September wurde es in vier Seftionen geteilt mit verſtärktem Perſonal, um ſ<nellere Arbei zu leiſten. Ungefähr gleichzeitig wurde die Verhaftung aller „ſuſpetten“ Perſönlihkeiten angeordnet; au< die Sremden, deren ÎÚationen im Krieg gegen Sranfreih ſi<h befanden, wurden verfolgt ſo gut wie die Eidweigernden und die Emigranten, die für bürgerlich tot erflärt wurden. Das Vermögen der Verurteilten erhielt der Staat. Auch die Generale, die vor dem Feinde unglü>li< gekämpft hatten, überlieferte man dem Fallbeil. „Die Verantwortlihkeit iſt der Tod,“ ſagte Isnard. Einen Höhepunkt des Terrorismus ſtellte das Geſeß Robespierres vom Juni 1794 dar, das keinen Verteidiger, keinen Zeugenbeweis und fein geheimes Verhör zugunſten der Angeflagten mehr zuließ. Während vorher in dreizehn Monaten nur 1220 Todesurteile gefällt worden waren, gab es nun in 49 Tagen 1576. Man wollte die ſhle<hten Elemente ausroden, im Namen der Freiheit und Gleichheit, zur nationalen Verteidigung im Innern und na Außen hin. Robespierre insbeſon- | dere war überzeugt, daß zwei Drittel der Nation, als vom Krebs zerfreſſen, beſeitigt werden müßten, um das lette Drittel zu retten. Und man wird zugeben, daß die Ströme von Blut, die damals vergoſſen wurden, dem Lande niht gänzlich verloren gegangen ſind. Denn es entſtand damals ein völlig neues Franfrei<, und die Keime, die gerade in dieſen Tagen gelegt wurden, haben ſi< na<hher mächtig entfaltet. Als na< der Hinrichtung Ludwigs England, Holland, Spanien und das Deutſche Reich der Koalition beitraten, als Belgien den Franzoſen verloren ging, und die Preußen Mainz eroberten, ward auh das Schre>ensregiment ſ{<ärfer geübt; wenn die Revolutionsheere ſiegrei<h waren, trat ſofort wieder eine gewiſſe Entſpannung ein. Was ſo zum beſten der Uation geſchaffen war, konnte freili<h in den Händen weniger Gewalthaber auh fur<tbar mißbrau<ht werden. Uamentlih die