Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

322 Anhang: Die Texte.

gesondert, was er Handschriften, was eigener Vermutung entnahm, nicht geschieden. Dem Druck legte er eine junge, ebenfalls dem Codex D ähnliche Abschrift zu Grunde!), in welche er die Lesungen des Turnebus und Candalle eingetragen hatte. Außerdem hat er den Text an zahllosen Stellen willkürlich geändert, ohne jede Sachkenntnis und ohne jede Rücksicht auf die paläographische oder sprachliche Möglichkeit seiner Änderungen. Parthey hat sie später getreulich als Überlieferung übernommen.

Das kirchliche Interesse beherrscht völlig die kommentierte Ausgabe des Minoriten Hannibal Rossel (1630, Kommentare schon 1585), welcher für den Text die Ausgabe Candalles zu Grunde legte und Patrieius nur nebenbei einsah. Sie sowie mancherlei Übersetzungen, welche im XVII. und XVII. Jahrhundert erschienen, glaubte ich ignorieren zu dürfen. Nieht so Dieterich Tiedemanns 1781 erschienene Verdeutschung „Hermes Trismegists Poemander oder von der göttlichen Macht und Weisheit“, welche in den Anmerkungen eine ganze Reihe vorzüglicher Konjekturen bietet.°)

Die Ausgabe Partheys (Berlin 1854), welche ich ungern hier erwähne, bringt an neuem scheinbar die Kollationen zweier alter Handschriften, des Laurentianus 71, 33 und des Parisinus 1220. Keine hat Parthey selbst gesehen und auf keine seiner Angaben ist irgendwelcher Verlaß. Die von einem Unbekannten gefertigte füchtige Kollation des Laurentianus hat er nachlässig benutzt.”) Der Parisinus, von dem er eine etwas genauere Kollation, bezw. Abschrift von D. Hamm erhalten hatte, ist von jüngerer Hand vollständig durchkorrigiert und interpoliert worden. Diese jungen Interpolationen hat Parthey dann als alte Lesungen in den Text oder Apparat aufgenommen. Der Text ist also doppelt verfälscht. Eigene Besserungen sind außerordentlich selten.

1) Daß Patrieius wirklich eine Handschrift zu Grunde legte, scheint‘ mir aus einer Reihe von Auslassungen und Fehlern, in denen er mit Cod. D gegen die beiden früheren Ausgaben übereinstimmt, und mehr noch aus der Wahl des Titels unten zu $. 345, 20 hervorzugehen. Es ist möglich, daß sie bereits mit dem Corpus einen Auszug aus Stobaios verband; wertlos war sie jedenfalls.

2) Die Ausgabe des Patrieius war ihm zum Glück unzugänglich geblieben ; er schloß sich an Candalles reineren Text.

3) Ich wähle ein natürlich besonders augenfälliges Beispiel, S. 70 seiner Ausgabe. Z.2 hat A Wcnmep, nicht önep; Z. 5 oürwec, nicht oütwc oöoxr; 2.9 Beta, nicht Bea; Z. 9 karapria.

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