Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

BE

Handschriften. Textgestaltung. 325

zweite von derselben Hand wie 169°—213” das ganze Hermetische Corpus; 213°—214 ein christliches Gebet; 222—260 Maximus Confessor. Das Psellos-Scholion zu Poimandres $ 18 ist (ohne den Namen des Psellos) in den Text gedrungen. Dies und die Verbindung des Hermetischen Corpus mit einer Schrift des Psellos zeigt, daß wirklieh unsere gesamte Tradition auf Psellos zurückgeht. Ich habe die Handschrift selbst durchverglichen.')

Von jüngeren Handschriften habe ich noch geprüft: Parisinus graec. 1297 aus dem XV. Jahrhundert, stark überarbeitet, öfters zu B? stimmend, aber im Umfang gleich A; ferner den gleichfalls stark interpolierten Vaticanus graec. 914 aus dem Ende des XV. Jahrhunderts, der nur Poimandres $ 1—28 enthält; endlich Parisinus graee. suppl. 395 aus dem XVI. Jahrhundert, die Vorbereitung einer Ausgabe auf Grund einer Handschrift der A-Klasse, die nieht über Poimandres $ 21 herausgediehen und durchaus wertlos ist.

Daß sich außer diesen fünfzehn Handschriften noch ein paar weitere finden lassen, glaube ich gern und bedaure, daß mich ein Krankheitsfall in meiner Familie vorzeitig aus Italien zurückgerufen und verhindert hat, die kleineren Bibliotheken zu durchmustern. Dennoch hoffe ich, daß bei der Eigenart dieser so einheitlichen Überlieferung sogar weniger Handschriften zur Konstituierung des Textes genügen werden. Weder die seltenen guten Lesungen in D noch die vielen wertlosen jüngeren Vermutungen in B können ein Heranziehen dieser Handschriften in einer größeren Ausgabe rechtfertigen; ist das Verhältnis der Ausgaben zu der Überlieferung einmal geklärt, so wird man diese selbst auf Grund von MAC durchaus beurteilen können.

Zu der Textgestaltung bemerke ich nur, daß das Ziel bei den verschiedenen Schriften ein verschiedenes sein muß. Liegt eine Schrift im wesentlichen in ursprünglicher Fassung vor, wie Kap. XIII (XIV), so darf der Herausgeber versuchen, die Glosseme und Interpolationen des Psellos oder frühmittelalterlicher Schreiber auszusondern. Ist eine Schrift nachweislich früh im Gemeindegebrauch interpoliert worden, wie Kap. I, so wird man zunächst alles halten müssen und Unverträgliches nebeneinanderstellen, auf die Gefahr,

1) Da ich vorschnell abbrechen mußte, sind einige Angaben im letzten

Teil zweifelhaft geblieben; die ex silentio erschlossene Lesung ist dann durch (M') bezeichnet.